Einleitung: Das Thema beschäftigt mich schon lange und nun habe ich mich einmal dran gemacht, Fakten, Erinnerungen, Bilder und Berichte vorwiegend aus den 80ern zur Club/Tanzszene im damaligen Karl-Marx-Stadt zu sammeln und hier zu veröffentlichen.
Bitte geht nicht von einem Kompendium aus, auch ich kannte nicht alles oder war gar überall selbst gewesen. Alte Bilder werden auch nicht zu üppig vorhanden sein, wer hat schon damals viel fotografiert? Ich werde aber versuchen, mit den heutigen elektronischen Medien Bilder von damals aufzutreiben. Dazu im Vergleich biete ich euch Bilder aus heutiger Zeit, soweit noch etwas vorhanden/zu sehen ist. Auch hier würde ich mich über Eure Hilfe sehr freuen! Um die Bilder größer anzusehen, drauf klicken!
Karl-Marx-Stadt
In der Stadt tobte in den 70/80er Jahren das Leben, zumindest was die
Möglichkeiten für Jugendliche betraf, aus zu gehen, sich zu treffen und
zu tanzen.
Mehr zum Thema Disko in der DDR hier
Klubhaus Helbersdorf (Pressluftschuppen) Ursprünglich eine Schule,
wurde das Haus ebenfalls als Disko oder Kulturhaus genutzt. Ein Gast schreibt von Schuppen, ein anderer gar von Pressluftschuppen. Ich war nie da, kann mir kein Urteil erlauben. Der Club wurde unterschätzt, oft spielten dort die Besten im Wechsel mit dem FZ. Im Erdgeschoss rechts war eine kleine Tanzfläche links die Bar und eine Etage drüber ein kleiner Speiseraum da spielte so ein rothaariger Typ seine Musik ab (oder eine 2. Disco), schrieb man mir. Dann gab noch das Dachgeschoss. Musikalisch ging es bunt zu, die Popper und die Punks gaben sich die Klinke in die Hand.
Später hat es dort gebrannt, wegen veralteter Nachtspeicherheizung griff das Feuer auf die Vorhänge über. Heute hat sich dort die Wohnungsverwaltung breit gemacht.
Aufbau (Sollberger Str./Haydnstr 40) ehemalige
Bauarbeiter Unterkunft/Baracke vor dem Wohnhotel Kappel. Brannte
irgendwann komplett ab. (ehem. Standort rechts)
Prisma (Morgenleite) die Ruine steht noch. Einst unter dem VEB Fritz-Heckert betrieben.(Bild links)
Stadtkeller (Straße der Nationen 12, Bild rechts)
Der Stadtkeller war am heutigen Decatlon und damals eine sehr bedeutende
Location der Stadt. Durch eine schwere Stahl-Eingangstür ging es hinab
in den Untergrund. Für damalige Verhältnisse ein Ort der gehobenen
Klasse. Nicht immer kam man rein, da auch die Plätze sehr begrenzt
waren. Im inneren hat mich die Architektur, mit kleinen Sitzecken und
Inseln sehr beeindruckt. Eine lange Bar und eine gelungene
Lichtinstallation rundeten das ganze ab. Gern erinnere ich mich an den etwas älteren DJ Freddy.
Hier traf man gelegentlich auch den Stadtbekannten DJ Double D in jungen
Jahren.
Später, es muss nach der Wende gewesen sein lief er wohl einmal voll
Wasser, was dem Stadtkeller den Todesstoß versetzte. Noch dazu wurde der
ganze Komplex später modernisiert/umgebaut wobei auch das darüber
liegende I-Zentrum mit verschwand. Später versuchte man es unter
gleichem Namen an der Dresdner Str. noch einmal. Aber der Wind war raus.
Auch hier gab es wie zum FZ eine Revival Nacht des Stadtkellers im
Brauclub.
UK13 (Straße Usti nad Labem)
Eine Baracke am Rande des Fritz-Heckert Gebietes die wohl früher als
Bauarbeiterunterkunft (UK=Unterkunft) genutzt wurde und sich später zum sehr bekannten
und beliebten Jugendclub mauserte. Die Baracke steht noch heute, wenn
auch nicht mehr als Tanzschuppen genutzt ist er in den Köpfen vieler
Karl-Marx-Städter noch sehr lebendig. Ich bin da mal aufgetreten mit
einem Gitarristen der Neil Young vorgetragen hat.
UK13 Revival
FZ (Freizeitzentrum Beimler) (Olbersdorfer Str.)
Standort heute
und
früher an der
Bar
Mein
Favorit in der City war das FZ. Ich selbst war dort in der
Ordnungsgruppe und Dauergast. Nach Ende der Veranstaltung und Auszahlung
trafen wir uns oft im hinteren Teil der Baracke erst zum "Lagerverkauf"
und dann zur Vernichtung der gekauften Getränke. Das ging dann schon mal
bis 2 oder 3 Uhr oder länger. Im Saal selbst war Rauchverbot wegen
Brandgefahr. Dafür gab es einen Raucherraum, dort musste man gar nicht
selbst rauchen. Der Raum war so voller Qualm das man sich dies sparen
konnte.
Gern wurde das FZ von Berliner Diskotheken bespielt, wenn der Bass schön herausgearbeitet wurde, bebte die gesamte Holzbaracke. Mir in Erinnerung als Popperschuppen, Musikrichtungen wie New Wave, Dance, Funk waren da erste Wahl. Nach der Wende als soziale Einrichtung genutzt wurde sie später abgerissen. Auch wenn ich einen Großteil meiner Freizeit dort verbrachte, habe ich leider kaum ein Foto des FZ. (Foto: hier stand das FZ ). Im Netz gibt es jetzt Bilder an denen ich aber trotz Nachfrage keine Rechte bekam. Dann muss es eben über Umwege gehen. FZ Kartenverkaufsschalter 2.Bild von oben.
Google Suche 1.Treffer (Bilder), so hing man am Schalter im FZ. Jährlich findet am Markt im Brauclub unter der Galerie Roter Turm am 1.Weihnachtsfeiertag die FZ Revival Party statt. Geführt von einem Gastronomen der hervorging aus dem ehemaligen FZ, werden gern Gäste aus der damaligen Zeit erwartet. Auch DJs aus dieser Zeit (DJ Geyer ehemals Bürgermeisterbewerber oder Conny Oeser, 2018 verstorben) waren zu Gast.
Villa(Olbersdorfer Str.)
Der kleine Bruder des FZ, nur 150 Meter entfernt. Im unteren
Teil hatte ein Jugendclub sein Domizil. Oben, eine steile Treppe hinauf
bis unter die Dachschräge war oft eine weitere Mugge. Ich erinnere mich
noch, das ich dort oben vor einer Jury meine Einstufungsveranstaltung
als DJ hatte. Rustikal eingerichtet, im Sommer Gluthitze und wer etwas mehr
getrunken hatte, bekam Probleme die Treppe hinunter zu steigen. Sehr
schöne Location! (Bild rechts)
Einheit (Zwickauer Str.)
Die Einheit, vorher Klub der Jugend und Sportler „Fritz Heckert“, beherbergte neben Tanzsälen auch eine Kneipe. Auch für
"ältere" Generationen, ich erinnere mich an den Tanz für Alleinstehende, gab es
Veranstaltungen. Besagte öffentliche Kneipe rundete dieses Angebot ab. Im Hinterhof ist eine Art
Umbau (der ehemalige Unterbau (Kino))in dem vorwiegend in den 90ern Techno Partys und anderes
stattfanden.
Der Komplex ist total verfallen und so zog
man wegen ungeklärter Eigentumsansprüche Anfang der Jahrtausendwende, zumindest mit den kulturellen Organisationen an den
Rand des Kaßberges, wo es unter dem Namen Kraftwerk noch heute
weitergeführt wird. Das Haus an der
Zwickauer Str. verfiel immer mehr, ein Brand 2012 setzte diesem noch mehr zu.
Heute sind die Eingänge vermauert und man wartet wohl auf den
endgültigen
Zusammenfall.
Strickmaschinenbau (Paul-Gruner-Str.)
Ein typischer Speisesaal eines großen Betriebes, den wir hier noch öfter begegnen werden. Damals wurde nahezu alles genutzt um Tanzveranstaltungen durchzuführen. Der große Saal, sehr hoch mit Bühne und überhohen Fenstern charakterisieren diese Lokation. An den Wänden die guten weißen Kugelboxen. Werktags für die dortigen Arbeiter als Speisesaal genutzt, aber auch zu Versammlungen, Frauentag oder Weihnachtsfeiern, wurde er Samstag umfunktioniert. Vorn rechts neben der Bühne die Bar und im Rücken die Essensausgabe wo es kleine Snacks wie Bockwurst gab. Bier wurde aus Senfglasartigen Behältnissen ausgeschenkt, welches stets schal war. Der Preis von ca 50 Pfennig war unschlagbar. Musikalisch ging die Reise eher zu Rockmusik. Dort wurde schon mal Give Peace a Chance auf Knien zelebriert. Anfangs fast nur Livemusik, sehr oft aus Dresden, später kamen auch Diskotheken zum Einsatz oder beides. Weil im Betrieb auch sehr viele Ungarn arbeiteten, waren die natürlich auch oft zum Tanz da. Mit allen anhängigen Problemen. Als Folge von Schlägereien flogen nachts schon mal die Stühle durch den Saal. Zum Schluss zur ständigen Diskothek umgebaut und von Helios (DJ und Geschäftsmann H.J. Lehmann) genutzt. Nach dessen Aufgabe verfällt auch dieses Gebäude, ein Dachstuhlbrand vor Jahren beschleunigt das noch.
Helios Disko (Relax
Bar am Busbahnhof) ein kleiner roter
Flachbau von 1991-1997,
ich war auch nur einmal da.
(Bild links)
Modul (Einsiedler Str.)
Einer der beliebtesten Locations
der Stadt, immer ausverkauft und immer tolle
Bands zu Gast. Ansonsten vergleichbar mit dem Strickmaschinenbau, auch hier
handelt es sich um einen Speisesaal. Auf dem Bild ist der Saal der
rechte, helle Teil des Gebäudes. Steht noch heute und wird von einem
Maschinenbauunternehmen betrieben.
Spinnereimaschinenbau (Altchemnitzer Str.)
Das Gebäude an der Straße ist riesig, ein kleiner Teil (rechte Seite) wurde zum Tanz
genutzt.
Auch hier war es der Speisesaal, der, wenn weniger Leute kamen
in der Mitte durch Schiebetüren verkleinert werden konnte. Vorn eine
große Bühne, fast jeder Speisesaal hatte eine solche. Und natürlich auch
hier Livebands die später durch die billigeren Diskos ersetzt wurden.
Später, als der Betrieb pleite ging wurden die riesigen Flächen
vermietet als Lagerräume, an einen Autoschrauber, eine soziale
Einrichtung, eine Kletterwandund und auch mitunter noch Veranstaltungen
fanden statt (nicht im Speisesaal). Heute ist es sehr still geworden.
Spinnbau
I-Werk (Zwickauer Str.)
Auch hierzu fehlen mir die konkreten Erinnerungen. Und auch hierbei handelte
es sich um einen langgestreckten großen Speisesaal für die Arbeiter des
Industriewerkes. Nach der Wende irgendwann meine ich gelesen zu haben,
das Gebäude brannte ab, der
Rest vom Industrie Werk verfällt so langsam. Auf dem Bild vermutlicher
ehem. Standort links wo die Birken wachsen.
8.Mai später auch
Achtermai (Zwickauer Str.)
Noch riesiger habe ich den Saal des 8.Mai in Erinnerung. Eine hohe Bühne
auf der bekannte Gruppen wie Uve Schikora und Band, Hans Jürgen
Bayer (als er noch Rockmusik sang) mit Bürkholz Formation,
Theo Schuhmann, Puhdys und viele andere spielten.
Der Saal wurde auch genutzt als Austragungsort großer Tanzturniere. Mit
der Wende veränderte sich so manches, die Betriebe wurden stillgelegt
oder von westdeutschen Unternehmen übernommen. Bis nach 2000 tobte dort
noch die elektronische Musik (Techno), doch der nahende Abriss lastete
auf dem Gebäude. So auch der
8.Mai, auf
dessen Gelände stehen teilweise Gebäude des Niles Konzernes, der alte
Speisesaal wurde abgerissen (Bilder
vom Abriss von Enrico Leuschner). Hier muss er gestanden haben, einige Teile
des 8.Mai (nicht vom Saal) sind noch erhalten.
VZ-Südring (Paul-Bertz-Str.)
Die Abkürzung VZ kommt von Versorgungszentrum. Diese Zentren, standen über
alle Himmelsrichtungen verstreut. Heute würde man sie als Center
bezeichnen die die verschiedensten Einrichtungen beherbergten. So war
stets auch eine Kneipe an Bord und ein Tanzsaal sowie Kaufhalle, Post
und andere Dienstleistungseinrichtungen. Der Aufbau war fast identisch,
mir fallen da ein, Südring, Südblick, Hans-Beimler, Robert Siewert Str. und Yorkgebiet.
Diese Bauten waren natürlich wesentlich moderner, weil sie ja erst
später mit den Wohngebieten gebaut wurden. Die Deckenhöhe war nicht so enorm wie in den
Speisesälen. Allerdings waren sie auch kleiner was der Nutzung von
Gruppen/Bands Grenzen setzte. Gern wurde in diesen VZ von Diskotheken, die
ja ab Ende der 70er Jahre wie Pilze aus dem Boden schossen, genutzt. Das
musikalische Angebot war von Location zu Location und von Disko zu Disko
verschieden. Es gab auch durchaus rockige Abende, wobei ich denke das Pop
oder Disco Angebot hat überwogen. Ich hatte hier als DJ am 30.06.1990
den Abend "Die letzte Nacht der DDR Mark" bestritten. Am nächsten Morgen
gab es dann Westgeld auf die Kralle.
Das
VZ wurde 2012 komplett abgerissen und darauf ein
Lidl und Edeka Markt errichtet.
VZ-Südblick (Markersdorfer Str.)
Ähnliches trifft auch auf dieses VZ zu. Nicht immer gab es in dem Saal
nur Disko. Auch andere kulturelle Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen ect. waren fester Bestandteil. Besonders lukrativ waren die
Wochentermine für mich als DJ. Mittwochsdisko für Schüler (Nachmittags)
oder auch Disko von 18:30-21:30 Uhr wobei oft später angefangen wurde
und eher beendet. So hat man für drei Stunden fast das selbe Geld
bekommen wie für einen ellenlangen Samstagabend.
Das VZ Südblick steht zum Teil noch, ist jedoch verfallen und verwildert.
Einen Teil hat sich Netto gekrallt.
Club M (Markersdorfer Str.) heute Pavillon
Der Club M, wenn ich so nachdenke könnte das M für Markersdorf gestanden
haben, steht noch heute. Es ist ein separater Bau in dem in den 80ern
die Funky und Black Music Disko tobte. Ich bin dort auch mitunter gewesen und es wurde
immer George Benson gewünscht. Ein Popperschuppen wenn ich den Club
Kategorisieren müsste. Heute kultureller Treffpunkt der Jugend im
Wohngebiet unter dem Namen Jugendclub Pavillon.
Würfel (Wilhelm-Firl-Str.)
Ich kenne diesen Würfel (er hat tatsächlich keine Würfelform) nur von außen.
Kann also dazu kaum etwas sagen. Neben Tanz/Disko konnte man dort an
verschiedene Zirkel und Freizeitaktivitäten teilnehmen. Heute ringsum
mit Graffiti beschmiert, der Bürgertreff im Heckert.
Schlossteichhallen (Promenadenstraße)
Das Wort sagt es, sie standen am Schlossteich und waren Heimat von
unzähligen Ausstellungen, Messen und Veranstaltungen verschiedener Couleur. Aber
auch musikalische Großveranstaltungen wurden hier ausgetragen. Ich
erinner mich an die TV Sendung "rund" bei der ich nicht rein gelassen
wurde weil ich Jeans anhatte. Auch Konzerte gab es gelegentlich, ein
Break Dance Event fällt mir noch ein. 2007 wurden sie abgerissen und
seitdem ist dort ein dreckiger Fleck nebenan ein schön gestaltetes
Parkstück.
Posthof
(Straße der Nationen)
Auch hier kann ich nicht viel sagen, ich war nie drin weiß aber das in
der 1.Etage, etwa hinter dem Schuladen, öfter Tanzveranstaltungen
stattgefunden haben. Schräg gegenüber der anfangs erwähnte Stadtkeller.
2007 wurden die Gebäude abgerissen und später der gesamte Platz neu
gestaltet. An dieser Stelle steht nun ein Parkhaus.
Ikarus (Dr. Salvator-Allende-Str./Stollberger Str. 100 Flughafen)
Der Club des Ikarus ist ein Stück Glasanbau an das historische Gebäude
des ehemaligen Chemnitzer Flughafens (ja das gab es auch mal in der
Stadt). Der Seitenflügel, dort wo vor einiger Zeit
ein A&V drin residierte, war vor der Wende eine Diskothek. Ich hatte
einige Auftritte dort und es hat immer Spaß gemacht. Das Musikangebot fast
schon bunt gewürfelt, es ging auch schon mal in die Rockrichtung aber
vorwiegend wurden Stücke wie Communards, FGTH oder Pet Shop Boys
gewünscht. Das Bild zeigt den ehemaligen Eingangsbereich, später A&V
und heute leer.
Germania (Schulstraße)
Auch ein Saal der sich in die lange Reihe der Betriebsspeisesäle
einordnen lässt. Im ersten Obergeschoss gelegen, traten dort
vorwiegend
Bands live auf. Keine großen Namen aber sie beherrschten ihr Handwerk
und es machte Spaß ihnen zuzusehen bzw. zur Musik zu tanzen. Auch hier
wie im Strickmaschinenbau am hinteren Ende die dicht umlagerte Bar und
eine Essensausgabe. In meiner Gunst kam dieser Saal noch vor dem Modul.
Heute vergammelt alles und wächst zu. Immerhin ist die Form noch
gewahrt, die Gardienen hängen noch an den vergammelten Fenstern. Wie
lange schon? Denke um die 30 Jahre, das war noch Qualität.
Im Zuge der Recherchen hierzu
stellte ich fest, das im Nebenhaus die Full Force GmbH ihren Sitz hat
(Rock Festival in Feropolis).
Eichhörnchen (Meisenweg)
Nun mal etwas anderes, ein echtes Vereinsheim einer Gartenanlage. Die
Eichhörnchen Events waren zweigeteilt. Zum Familientanz ein gewohntes Publikum
bestehend meist aus mittlerem bis älteren Paaren die mal wieder tanzen möchten.
Das war und ist jedoch nie meine Musik gewesen, bis heute.
Ganz anders zum Jugendtanz, den ich sehr oft dort durchführte. Dort
kamen die "Rocker" der Gegend und ließen die Sau raus. Das lief dann so
ab, Beginn 19 Uhr, 30 Minuten später wälzten sich die ersten bereits in
ihren Bierlachen. Wer da um 21 Uhr nicht besoffen war, ist Außenseiter.
Musikalisch ging es in die Richtung Lindenberg, ACDC, Lynyrd Skynyrd,
Grönemeyer und so weiter. Mit Dance oder Disko konnten die nichts
anfangen. Es war auch für mich anstrengend, da ich um mein Equipment
Angst haben musste. Das Haus steht heute noch, man kann es mieten, ist aber nicht mehr
öffentlich.
Silbersaal (Bernsdorfer Str.) Der Festsaal wurde 1920
erbaut und zu DDR Zeiten als Tanzlokal für Jung und Alt genutzt. Nach
der Wende Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben wurden 2010 neue
Anstrengungen zur Renovierung des Ehrwürdigen Hauses unternommen.
Inzwischen ist auch das Fresstheater in den Saal eingezogen der sich nun
Ballhaus & Restaurant Silbersaal Chemnitz nennt.
Stadtwirtschaft (Schüffnerstraße)
Ein ganz spezieller Platz war das Haus im Gelände der Stadtwirtschaft.
Wie eine Villa steht sie zumindest wenn ich per Google Maps hineinzoome,
heute noch. Das war der blanke House Schuppen. Dort habe ich die
Vorstufen von Tekno und Techno zelebriert und erlebt. Ellenlange Mixe
waren keine Seltenheit. Im Grunde war es ein Insiderclub da nicht viele
davon wussten. Obwohl das Einzugsgebiet mit dem Sonnenberg und dem
Lutherviertel riesig war.
Elan (Leipziger Str.)
Sorry, ich kann kaum noch nachvollziehen wo sich dieser Ort befand. Das
Wort kam wohl von den Autowerkstätten, sämtliche Gebäude sind
abgerissen. Es muss zwischen dem Kletterzentrum und der Mittelstraße an
der Leipziger Str.
gewesen sein. Auch hier handelte es sich um einen Speisesaal der nach
meinem Gefühl sehr kalt wirkte aber musikalisch ging hier der Funk ab.
Ihr seht, solltet ihr alles bisher gelesen haben, überall ist es etwas
anders und man muss sich einstellen. Ein Gemisch von Dance, Funk und
Soul dominierten. Hier konnte man auch mal Temptation, aber auch
Imagination, George Duke oder verschiedene Rapsongs spielen.
Schlachthof (August Bebel Str. neben der Sachsen Allee)
Einige Male war ich auch dort um verschiedene Veranstaltungen zu
bestreiten. Zum einen kann ich mich an eine Jugendweihe erinnern, zum
anderen an Jugendtanz. Da ging es ziemlich chaotisch zu, viele Ausländer
sorgten für eine unruhige Stimmung. Der Schlachthof hatte eine hohe
Bühne, einen großen Saal und zur Toilette ging es ins Untergeschoss. Ich
vermisse diese Location nicht besonders.
Waschhaus (Max-Saupe-Str.) (ohne Bild)
Ich war nur ein oder zweimal dort. Es
war ein Gebäudeteil, wie der Name verrät ein ehemaliges Waschhaus, im Hinterhof und auch relativ bekannt in der Stadt.
Mehr Erinnerungen daran habe ich nach 35 Jahren nicht mehr.
Ermafa
(Hartmannstrasse)
Ganz richtig ist der Begriff wohl nicht, denn der "Saal", ein
langgestreckter Schlauch, befand sich im Haus links neben der heutigen
Ermafa Passage. Im Erdgeschoss eines Wohnhauses (die linken drei Fenster
im Erdgeschoss), die Hausbewohner
waren durch eine gesonderte Tür abgetrennt. Schwierig war die
Beschallung des Raumes. Durch die Schlauchform war es hinten leise
während es vorn auf der Tanzfläche sehr laut war. Dies führte oft zu
Beschwerden. Musikalisch lag diese Location zwischendrin. Also es wurde
Funk und Disco aber auch Rap und Soul gespielt.
Ein Gast erinnert sich an die Einzigartigkeit eines Honecker Bildes in
so einem Club.
Altchemnitzer Flussbad (Schulstraße Bild unten) Auch hier habe ich keine detaillierten Erinnerungen an den Saal oder das Publikum. Habe jedoch auch hier aufgelegt.
Jugendclub Glösa
(Ammernstraße ohne Bild) hier war ich einige Mal mit meiner Disko. Es war wie man so schon sagt, JWD (Jans weit draußen) also am Rande der Stadt.
Bochmanns Ballhaus
(Frankenberger Str.31)
Historisches Ballhaus aus 1876, später von Familie Bochmann übernommen
und bis ca 1969 betrieben. Neben Zweinigers Ballhaus eins der
beliebtesten Gasthäuser der Stadt.
Tanz unter der Diskokugel, sehr beliebt und/aber viele Russen aus den Kasernen der Umgebung sind mir in Erinnerung. An der Straße ein Lokal. Später vermutlich staatlich betrieben, vor der Wende noch ein Versuch, mit erotischen Darbietungen wieder Schwung in die Kiste zu bekommen. Doch auch das scheiterte und die Location stand Jahrelang leer und kam herunter. Vor ein paar Jahren komplette Renovierung und nun als Eventcenter nutzbar. Tanz ist meines Wissens keiner mehr da.
Volkshaus Ebersdorf (Frankenberger Str.228 ohne Bild, 2012 abgerissen) Hier ist mir eine besondere Story im Gedächtnis geblieben. Es war gegen 1990, das Ende der DDR Ära war vollzogen und CD Player gab es nun auch bei uns zu kaufen. Wir waren als Disko im Volkshaus gebucht. Nun standen wir auf einer Holzbühne und als es losging, ich ganz stolz auf den CD Player, ruckelte das Ding öfter. Ähnlich einem Plattenspieler, wenn die Platte springt. Das ging eine ganze Weile so...Um mir jetzt die ganze peinliche Situation hier zu ersparen, irgendwann merkte ich das der Player unterhalb einen Transportschutz hat, der natürlich verriegelt war. Von da ab, lief die Party.
Beim
nächsten Club habe ich Probleme mit dem Namen obwohl ich oft da war und
auflegte. Wahrscheinlich hieß er Jugendclub Gebäudewirtschaft. Er war im Keller des Hauses Zwickauer Str. 130, direkt
neben dem Meyers Diner. Ich erinnere mich an die Kellertypischen Wölbungen der Decke, der
Eingangsbereich war auf der linken Seite des Hauses. Heute erinnert der
Eingang an eine Grufti Fete im Gothic Style, voller Spinnweben. Roter Turm Tanzcafe Ein Ensemble bestehend aus
Information, einem Schnellkaffee, einem Ausstellungsraum und
öffentlicher Toilette. Das Tanzcafe unmittelbar am Turm, wurde abgerissen.
Bild 1 Außenaufnahme, Bild 2 Innen.
Bunker (Alfred Neubert Str.9, Bild rechts) Im Herzen des Heckert Gebietes gelegener, ehemals
nahezu Fensterloser Glotz. Heute aufgehübscht mit Glasanbau und frischen
Farben. Funktion heute: Kinder und Jugendhaus Compact. Ich war nur einmal da, deshalb auch keine
weiteren Infos dazu.
Irkutsk (Brückenstraße 17) Unser internationaler Stadtklub gegenüber dem "Nischel". Hier gab es schon immer mal Stress, oft wegen den in der Stadt studierenden Libyern oder Afrikanern, die auch mal mit harter Währung bestechen konnten um reinzukommen. Hochpreisig und exklusiv würde ich den Club bezeichnen. Aber, es war eben auch weit nach Mitternacht noch Party was bei weitem nicht stadttypisch war. Ideal für die, welche noch mehr brauchten. Die üblichen Lokations endeten bereits 23:30 Uhr. Heute ist dort ein Chinese drin. Angeschlossen das Pasardschik, eine längliche Lokation im Verbund mit der Stadthalle. Erbaut wurde der Komplex bis 1974.
Die nun folgenden Clubs kenne ich lediglich dem Namen nach, war dort nie (zumindest nicht als DJ) kann also nichts weiter darüber erzählen. Vielleicht kann ein Leser seine Erfahrungen dazu schreiben, denn gerade das Kasch war relativ bekannt.
Kasch (Flemminggebiet) sollte laut Presse 2015
umgebaut werden.
I-Zentrum (Straße der Nationen links neben Decatlon)
Fuchsbau (Carolastraße 8) Dort war ich lediglich als
Gast mehrmals. Den Club, den man auch Studentenclub nannte,
führte ein DJ aus der DDR, Olaf Walter. In den letzten Jahren hat sich
dort vieles verändert, sowohl vom Publikum als auch die Räumlichkeiten
betreffend. Sogar der Name änderte sich und zwar in Clubfx.
Fuchsbau
VZ Beimler (Carl-von-Ossietzky- Str.153)
Waschhaus (Max-Supe-Str.)
Buchungsmaschinenwerk (Paul Gruhner Str.)
Trabant (Zwickauer Str.)
VEB Diamant (Nevoigtstr.6)
York VZ
(Scharnhorststraße) als Multikulti beschrieben.
Kuckucksnest (Am Stadtbad)
Kirschbaum (Augustusburger Str.)
Nicht aufgeführt sind die unzähligen Gartenkantinen (Ausnahme Eichhörnchen). Der schlaue Wirt veranstaltete so oft wie möglich Tanzveranstaltungen um die teils heruntergewirtschafteten Kneipen mit ihren braunen Gardienen zumindest finanziell zu sanieren. Nach Ende der DDR ging es dann auch mal frivol zu, oben ohne Bedienung oder Tanz an der Stange konnten die meisten jedoch nicht in das neue System retten.
Auch was mir zu weit von Jugendtanz (also Familientanz)weg erschien, habe ich versucht auszusparen (Platner Hof, Trabant). Wichtig auch, nur Locations die sich innerhalb Karl-Marx-Stadt befanden kommen hier rein. Ich weiß aber, auch und oft vor allem ging es auf den "Dörfern" wild zu und wir Städter reisten gern und oft auf die umliegenden Dörfer.
Es ist mir klar, das ich viele vergessen habe aufzuzählen. Es sind reine private Aufzeichnungen aus meinen
und den Erinnerungen der Leute die mir halfen (mit einem Abstand bis zu
40 Jahren). Ausdrücklich hier die Aufforderung, wer noch Erinnerungen/Bilder an
diese oder andere Locations in Karl-Marx-Stadt hat, bitte melden.
Meine Fragen: Wer kennt die Stadtwirtschaft als Tanzschuppen? War es in diesem Haus?(Bild rechts)
Hat jemand Erinnerungen an den Aufbau Club Haydnstr.?
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