Barry ist für mich wirklich der Moderator der ersten Stunde und hat mich mit seinem fundierten Wissen an die Musik der 60er speziell aber der 70er Jahre, wie kein anderer beeinflusst und mich bis heute geprägt. Ich klebte förmlich mit dem Ohr am Radio wenn seine Stimme erklang. Fireball und Into The Fire von Deep Purple klatsche er mir Anfang der 70er Jahre um die Ohren, was zur Folge hat, das ich heute noch zu jedem Purple Konzert in Berlin renne. Als er dann irgendwann begann sich ziemlich intensiv mit Disco Musik zu beschäftigen klappten meine Ohren doch schon manchmal ganz schön zusammen, weil es gar nicht so meine Musik war. Ich liebte mehr die harten Klänge und den Glam Rock. Aber, er schaffte es dann tatsächlich mich auch für diese Art der Musik zu begeistern. Die Art wie er Disco präsentierte, mit den endlose Mixen und seinen Anekdoten zwischendurch fesselten mich dann auch wieder. Der Mann konnte machen was er wollte, seine Stimmenpräsens sorgte dafür das man sich kaum vom Radio entfernen wollte um nur keinen Kommentar zu versäumen.
Und dann kam der 16 August 1977, Elvis starb, jeder Sender spielte seine Musik, rund um die Uhr. Von diesem Moment an war ich ein Elvis Verehrer, bis heute und das ziemlich intensiv. Oft zum Leidwesen meiner (ab Mitte der 80er Jahren)jungen Familie.
Und wieder war da Barry, der mir Elvis mit all seinen tollen Songs näher brachte. Samstags
RIAS Treffpunkt und nachts eine oder auch mal mehrere Stunden Elvis. Das waren die Samstage auf die man sich die ganze Woche freute. Und immer den Finger am Aufnahmeknopf des Tonbandes. Und Rock over
RIAS krönte dann das ganze. So vergingen die Jahre und Barry blieb allgegenwärtig. Er wurde fast schon zum Familienmitglied. Wie schon erwähnt, manchmal nervig für meine Familie. Es gab Abende, da sah man mich nur mit Kopfhörern. Ganz schlimm wurde es zum Geburtstag und Todestag von Elvis. Da zählte dann wirklich nur noch, wo und wann eine Elvis Sendung im Radio lief. Und Barry dominierte wieder die Radiolandschaft. Anfang 1987 erfuhr ich, das es ein Elvis Buch von Barry geben wird. Also musste jetzt die Oma ran. Ich schrieb Barry einen Brief, wie toll ich doch Elvis finde und es immer noch viel Spaß macht seine Sendungen zu hören. Meine Oma schmuggelte dann den Brief nach West Berlin und warf ihn dort in den Briefkasten.
Und dann passierte das was ich nie für möglich gehalten hätte. Es dauerte nicht lange und Barry zitierte ein paar Zeilen aus meinem Brief, in einer seiner Sendungen und kündigte mir an, er hätte eine Überraschung, über meine Hilfsadresse, für mich. Ich war platt (den kurzen Radioschnipsel habe ich noch). Also großes Warten bis die Oma wieder rüber fuhr und das Päckchen von meinem Onkel aus Reinickendorf abholte. Und dann kam noch die Angst dazu das man ihr das Päckchen an der Grenze abnehmen könnte. Aber alles ging gut und die Freude war groß als ich das Päckchen öffnete und sich sein Elvis Buch mit einer netten Widmung und einem Brief drin befand. Nun wollte ich mich dafür auch bedanken, aber nicht per Brief sondern persönlich. Eines Abends war Barry wieder auf Sendung (ich weiß aber nicht mehr was es für eine Sendung war). Da ich noch kein Telefon zu Hause hatte, nutzte ich die Gelegenheit dies auf meiner damaligen Arbeitsstelle zu tun. Das war natürlich ein Risiko. Man wußte ja nie wer mit hörte. Aber das war mir egal. Nachdem der Finger schon glühte kam ich tatsächlich durch und die nette Dame am Telefon fragte kurz was mein Anliegen wäre und ich mich einen Moment gedulden müsse. Ich war so aufgeregt das ich weiche Knie hatte. Und dann war er mit einmal am Telefon. Da ich vorher der Dame schon sagte ich wolle mich für das Buch bedanken, wußte er schon um was es ging. Natürlich weiß ich nach der langen Zeit nicht mehr den genauen Wortlaut. Aber er war sehr freundlich und freute sich das mir das Buch gefällt und hofft das ich keine Schwierigkeiten wegen des Telefongesprächs bekomme. Das alles dauerte vielleicht 2 Minuten. Aber ich bin dankbar das es diese 2 Minuten gab.
Im Mai 1989 inoffiziell und im August 1989 offiziell haben sich 3 Elvis Kumpels und ich zusammen getan und haben den ersten Ostberliner Elvis Club (damals noch Interessengemeinschaft) gegründet. 1990 machte ich mich mit einem Elvis Kumpel auf den Weg ins Funkhaus. Wir wollten versuchen in einer Radiosendung über unseren Club zu sprechen und was lag da näher als dort hinzugehen wo Barry arbeitete. Wir sind auch bis zum Studio gekommen, haben ihn aber leider um eine Stunde verpasst (wenn die Auskunft stimmte). Das wäre die Krönung gewesen ihn persönlich zu begegnen. Aber es sollte wohl nicht sein.
Tja und vier Jahre später starb Barry. Es war ein Schock. Man konnte sich das Radio ohne seine Stimme einfach nicht vorstellen. Er hat viele von uns einfach beim Erwachsenwerden begleitet. Er war immer irgendwie da. Mal mehr mal weniger. Kurz nachdem ich erfuhr das Barry gestorben war schaffte ich es mit Helmut Lehnert zu telefonieren. Er sagte mir, das nach der Todesnachricht von Barry, die Telefone im Sender heiß laufen. Jeder wollte wissen woran er starb. Lehnert war sehr betroffen und die Anteilnahme im Sender war laut seiner Worte, sehr groß.
Nächstes Jahr sind es 20 Jahre her und vielleicht erinnert sich einer seiner Radio Mitstreiter an ihn und organisiert eine Veranstaltung um an ihn und sein Schaffen zu erinnern. Das würde ich mir wünschen!
Es war 1977 und ich habe einen Job gesucht, da ich mein BWL-Studium 1976 angefangen wollte und dringend Geld brauchte. Zum Glück hatte ich ja vorher etwas vernünftiges gelernt und konnte als Kaufmann bei einem Rundfunk-Fernseh-Geschäft (ja, so etwas gab's damals noch) arbeiten. Dieses Geschäft war allerdings auch spezialisiert auf Funk und ich als lizenzierter Funkamateur (DC7LN) konnte natürlich bei den Kunden aus dem "Vollen" schöpfen. Leider waren unsere Kunden (damals Wegert-Funk-Shop praktisch am Fuße der Berliner Gedächtniskirche) oft "nur" 11m-Funker. Der Betrieb und die Erlaubnis für dieses Bandes waren damals dringend und nur auf wenige Milliwatt beschränkt und wurde oft auch "illegal" natürlich mit mehr, vielmehr WATT betrieben. Egal, ich habe ja selbst mal so angefangen und hatte da keine Berührungsängste oder Vorurteile. Ich hatte in diesem Geschäft einen Kollegen (Andreas K.) den ich eigentlich bis heute glatt vergesse hatte. Aber auf meinem Negativbogen hatte ich damals einige wenige Notizen gemacht, die meine Erinnerungen nun wieder aufleben lassen. Fotos 1+2 Walter BachauerEines Tages kam ein Mann in unseren sogenannten Funkshop und fragte nach Funkgeräten, tragbar oder so sollte es sein. Er fragte, wie viel Watt die denn so haben, wie weit man damit Funken könne, Bla Bla.
Und wenn ich mich recht erinnere, war das Walter Bachauer (Bild rechts). Damals ein uriger Typ, den ich nicht mal gleich erkannte. Ich erinnere mich wage, dass der Andreas K. mich damals auf seinen "berühmten" Namen/Position aufmerksam machte. Ich war damals in echter Ehrfurcht und Respektvoll. Er allerdings machte auch gar keinen Hehl daraus, dass er beim RIAS jobben würde und wir unterhielten uns kurze Zeit später wie "alte Kumpel" über die Funkerei. Ich weiß nicht wie es dann kam, aber er meinte oder wir meinten, man könne doch über den Äther (also per FUNK) die Funkkollegen ansprechen und so Hörerwünsche/Wunschhits für Rock over RIAS entgegen nehmen. Tja, dufte Idee, aber es gibt wie gesagt mehrere Frequenzen und damit ist die Welt eben in das oft zweifelhafte 11m Band (27Mhz) und bspw. in das 2m-Amateurband (144-146Mhz) geteilt. Die Antennen dafür sind auch so unterschiedlich, dass es doch einen ziemlichen Aufwand bedeuten würde, so etwas "im/auf dem Funkgebäude beim RIAS in Schöneberg" zu realisieren. Dieser irre Typ Walter Bachauer hat wohl mit den Technikern vom RIAS gesprochen und eine etwa 2 Meter vertikale lange Antenne auf dem Dach vom RIAS ausfindig gemacht um somit von dort funken zu können. Die Hörerwünsche wurden dann an die Diskjockeys weitergereicht und die haben dann gesendet. Ich erinnere mich an ein 11m-Exportgerät, das wir dann mal zwischendurch mit sehr viel mehr als 1W betrieben haben, damit Andreas auch entfernte 11Meter-Freaks erreichen konnte. Anwesend waren damals Walter Bachauer, Barry Graves und Olaf Leitner. Leider hatte ich damals nicht so viel Geld und habe mit einer Yashica 6x6 auf einem ORWO-Film in SW fotografieren müssen. Selbst entwickelt und dann festgestellt, dass einige Bilder unterbelichtet sind, oder der Blitz versagt hat. Ach ja, da fällt mir noch ein, Walter Bachauer hat mich damals noch vor das Mikrofon gebeten, und mich zum Thema Funkamateur-Zeug interviewt. Ich hab mir fast in die Hosen gemacht und war damals nicht so abgebrüht und eloquent, sondern habe wahrscheinlich mit hochroten Ohren, die Fragen, (die wir natürlich vorher kurz besprochen hatten) wahrheitsgemäß, mit einem Kloss im Hals, beantwortet. Ich denke mal ich war der erste und einzige Funker der damals in einer Jugendsendung wie "Rock over
RIAS" interviewt wurde. Leider habe ich den Mitschnitt auf einer Kassette verbummelt. Ein Funkkollege hat sie mir damals vom Radio aufgenommen und geschenkt. Tja, leider weg ist weg, aber die Erinnerung an diese Wahnsinnsnacht bleibt. Ich finde es heute immer noch irre, dass "Funker" aus dem RIAS heraus gesendet haben. So etwas gab's danach nie wieder. Garantiert! Funken tue ich heute kaum noch. Bild rechts zeigt die Funker im
RIAS Funkhaus an der 11m-Station und in Action (Bild links) Foto: Funkergruppe Anmerkung: Walter Bachauer starb 1989, Barry Graves starb 1994, Olaf Leitner ist heute noch im Deutschland Radio Kultur beschäftigt.
Ich war bereits 33 als ich das erste Mal ins
Metropol kam. Von anderen hatte ich bereits von dieser Diskothek gehört. Allerdings war ich damals auch noch der Auffassung, dass Disko Gehirnwäsche ist :-)) So ändern sich die Zeiten. Das
Metropol war untergebracht in einem Gebäude, das früher mal ein Theater war ("Piskator-Bühne"), nach dem Krieg war es erst Kino, dann Porno-Kino und irgendwann zur Diskothek umgebaut. Mit Laserstrahlen an der Frontseite.
Barry Graves machte dafür auch unverhohlen Werbung, etwa sinngemäß ".... die beste Disko ist das Metropol ..." - und das fand ich dann doch erstaunlich, zumal es vom RIAS gesendet wurde. Das Metropol war dann etwa zwei Jahre lang für mich eine wichtige Institution. Erst Barry auf Band aufnehmen bis 01:30, daneben "fertig machen" um anschließend ins Metropol zu gehen. Das Publikum war dabei sehr unterschiedlich: In den frühen Abendstunden wurde es eher von Touristen besucht, die irgendwann nach Mitternacht gingen ... dann kam eine gemischtes einheimisches Publikum, ohne Unterschiede der sexuellen Präferenzen. Da tanzten Heteros miteinander, daneben schwule Männer, lesbische Frauen - vollkommen komplikationslos und natürlich auch irgendwelche Transen kam im Fummel aufgetakelt ..
Und mittendrin konnte auch immer wieder Barry Graves gesehen werden im Umfeld von "LLV" (linker Lautsprecher vorn). Im vorderen linken Drittel tummelten sich da mehr die schwulen Männer. Und von daher war lange sein Schwulsein bekannt. Irgendwann hatte er in einer seiner Studio 89 Sendungen einen Livemittschnitt gebracht "von Mike Gessner* aus Mikes Disko". Mikes Disko war (ist es heute auch noch) eine reine schwule Disko (ca. 130 m vom ehemaligen Metropol entfernt), die primär von Männern besucht wurde, die überwiegend "lederbedürftig" waren/sind. Später spielte Mike im Construction Five .... und ging Mitte der 80er nach Florida wo er bis Ende der 80er ebenfalls spielte.* Mit der Eröffnung von Construction war das Ende des Metropol eingeläutet. "Mann" ging ins Constrution, obwohl ich es dort nie so interessant fand."
Selbst zum Christopher-Street-Day gab es ausgewählte Diskostücke, die einen schwulen Bezug hatten. Und wie gesagt, ich kannte ihn vom Sehen: Wenn er immer wieder abends nach Mitternacht in einem tendenziell politisch orientierten schwulen Café am Tresen saß und sich Torte oder Kuchen reinschaufelte. Das war in der Szene auch bekannt. Irgendwann wurde dieses Verhalten sogar in einer Kolumne "portraitiert". Und wenn ich mir jetzt überlege, dass alle sagen, Barry sei mit ihnen nach dem Dienst nie weggegangen, hätte über sein Privatleben geschwiegen, aber andererseits zur damaligen Zeit offen über schwule Diskotheken redete ... ja irgendwann hätte es doch mal "Klick" machen müssen.
*Mike Gessner starb ca 1993 in den Staaten (Mailkontakt mit dem Bruder Andreas).
Es ist ein bisschen mit Wehmut zu betrachten...die gute alte Zeit. Ich selbst habe damals viel Radio gehört und auch mitgeschnitten. Eines Abends, spät hörte ich die Ansage von Barry Graves...Studio 89 anderthalb Stunden Disco und zwischendurch um 0:30 die Nachrichten...und dann ging es los. Ich war begeistert, dass war es, worauf ich abfahre. Endlich "meine"
Musik...Begeisterung kennt keine Grenzen. Dann verpaßte ich keine Sendung mehr, nahm sie auf, umständlich mit einen elektrisch umgebauten Wecker, es funktionierte. Leider habe ich nur noch wenige Originalaufnahmen auf Kassette zur Verfügung. Barry Graves hatte etwas ganz besonderes an sich, was mir gefallen bereitete, es war die Musik von der erzählte, die er spielte, dass ganz Besondere was er damit zum Ausdruck brachte, versuchte ich in den Discotheken selbst zum Ausdruck zu bringen, kurz um, ich habe Disco erlebt. Geboren bin ich 1962 und die Jahre von studio 89, waren auch meine Jahre.
Barry Graves, war für mich immer ein toller Moderator, er hat mir meine Musikrichtung gegeben. Seine Art die Interpreten zu kommentieren und die Hintergründe zu erklären, hat mich einfach fasziniert. Später Ende der 80ziger war er beim SFB, die Sendungen waren auch Spitze. Disco ist einfach nicht wegzudenken. Alles was danach kam, war eigentlich nur eine billige Kopie. Es waren prägende Jahre, die Jahre meiner Sturm und Drangzeit...
Irgendwann, die Beatles waren noch in der Hitparade, Soldatensender, Radio Luxemburg, und andere Sender hatte ich hinter mir gelassen, entdeckte ich den RIAS. Das war nicht leicht, der Empfang war lausig, die Mutter in der Partei, ja nicht mal die Hausgemeinschaft durfte das mitbekommen. Es hatte nicht lange gedauert, dann wurde ich süchtig! Die Sendungen, die ich hörte wurden immer mehr, die Nacht wurde immer länger. Mein erster Begleiter war mein Kassettenrekorder KT 100. Ich zog mit Kumpels um die Häuser und wir spielten Karten, mein Rekorder war immer dabei. Als ich dann in meine erste eigene Wohnung umzog, waren alle Hemmungen dahin. Bis früh 5 oder 6 Uhr hörte ich den RIAS. Die langen Nächte, Rock over RIAS, Discodrom, Studio 89 die vielen Sondersendungen, alles hatte ich mir reingezogen. Einen Haken hatte das allerdings, der Zeitfaktor denn nebenher agierte ich für fast 10 Jahre als DJ in der Stadt und Umgebung. Das hatte den Vorteil, das ich mit dem Ausweis des "Schallplattenunterhalters" bevorzugt an die begehrten Lizenzplatten herankam. Auf der anderen Seite hatte ich für Studio 89 oft keine Zeit mehr. Denn die Samstagsdisko ging ja auch immer bis fast 24:00 Uhr. Dann noch abrechnen und verpacken, nach Hause fahren und auspacken. Da konnte es schon mal 1 Uhr oder später werden. Und bekanntlich endete Studio 89 bereits 1:30 Uhr. Was also machen? Ich kaufte mir eine Zeitschaltuhr. Nun gab es keine digitalen, wie sie heute in vielen Haushalten zum Einsatz kommen. Nein, es war eine mechanische Zeitschaltuhr. Drin war so was wie ein Motor, der fing an zu rasseln wenn man das Ding in die Steckdose steckte. Daran kam dann das auf Aufnahme gestellte Spulentonbandgerät. Das Radio hatte ich angelassen. Ich sag euch, eine traumatische Erfahrung.
Entweder schaltete die Uhr zur falschen Zeit ein und aus (so genau konnte man das nicht festlegen und so genau ging das Ding auch nicht), dann war das Band alle ohne das was aufgenommen wurde oder der Empfang war miserabel bis gar nicht vorhanden. Oh Man, wie viele Bänder hatte ich mit Rauschen aufgenommen. Als ob das nicht genug wäre, ein ganz klein wenig kam mitunter der Empfang wieder und man konnte lechzend die Super Disconet Remixe erahnen, die nun nicht auf dem Band waren. Was habe ich damals getobt, obwohl es dadurch auch nicht besser wurde. Es gab ja immerhin noch weitere Möglichkeit, die Sendung wurde verschoben oder abgesetzt oder begann später oder... Das waren schon schwere Zeiten, als ich, wenn ich schon mal zu Hause war, mit der Antenne im Schlafzimmer herumgerannt bin um sie in die richtige Position zu bringen. Und pünktlich 23:30 Uhr, da konnte man darauf wetten, schwand langsam aber sicher der Empfang. So das ich gerade noch den Anfang erahnen konnte. Dabei war meine Antenne nicht gerade klein, ich glaube sie füllte ein Viertel meines Schlafzimmers aus (eigentlich hatte ich mit dem Zimmer andere Pläne). Nur, ich hatte sie eben nicht auf dem Dach, weil ich Höhenangst habe. Später dann habe ich mir die Antennenanlage bauen lassen, doch da war es für Studio 89 zu spät. Und so kommt es auch, das selbst ich, der Initiator dieser Seiten nicht die große Masse an Material aus dieser Zeit habe. Einiges hatte ich auch wieder gelöscht, weil es meinem damalige Musikgeschmack nicht entsprach. Bänder und Kassetten waren ja auch teuer. Anderes war durch die vielen Störungen im Empfang nicht zu gebrauchen und der Rest ist in den Titeln 3-6 als Monomitschnitt verewigt. Als die Sendung zu Ende war, verlor ich auch Barry Graves aus den Augen. Ich war schon damals und bin wohl zeitlebens ein großer Verehrer von ihm. Er, das weiß ich heute, zog zum SFB - ein Sender den man im Süden der DDR nur sehr schwer hereinbekam. Den RIAS bekamen wir hier ja nur über den Sender Hof. Von Berlin, keine Chance. So ergab es sich, das ich die ganze Angelegenheit ein wenig vergas.
Auch nach der Wende, ich hatte mir zwar endlich das Rocklexikon zulegen können und reiste 1991 auch zum Originalstandort des Headquaters of the World Discotheque Movement, dem Studio 54 nach New York. Aber der Kreislauf schließt sich erst später, als ich mir Internet zulegte. Meine ersten zaghaften Versuche über Suchmaschinen die Begriffe Studio 89 (kein Treffer) oder Barry Graves (nur seine Bücher wurden gefunden) zu ermitteln fehlschlugen. Kurz darauf jedoch las ich von einem Typen, der ebenfalls danach sucht und das Ergebnis sind diese Seiten. Das war 2001, der Typ hat sich inzwischen weitgehend zurück gezogen. Geblieben sind diese Internetseiten und eine rückblickend sehr prägende Zeit mit dem RIAS und seinen vielfältigen Sendungen die mich sicherlich bis an mein Ende nicht mehr loslassen werden. So war sie halt, meine Jugend. (verfasst: Februar2007)
Um es gleich vorweg zu nehmen. Ich kann an dieser Stelle keine Jahreszahlen nennen. Es soll auch keine Chronologie werden, sondern eine Aufzeichnung basierend auf Erinnerungen an die Zeit mit dem RIAS.
Soweit ich mich erinnere, fing ich intensiver an Radio zu hören- da waren die Beatles noch in den Top Ten. Damals, als Suchender, wechselte ich die Sender häufig. Kann mich an Radio Luxemburg erinnern, an den Soldatensender, an den RIAS, ja später hörte ich sogar mal einen Piratensender und ab und an DDR Rundfunk. Ich saß vor dem Radio und lauschte gebannt den Klängen der weiten Welt. Einen Superempfang hatte ich nicht, Westantennen waren für unser Haus verboten! Doch das was ich unter miserablen Bedingungen zu hören bekam, faszinierte und prägte mich zugleich für mein weiteres Leben. Radio Luxemburg blieb dann für meinen Hörgeschmack auf der Strecke, der Soldatensender wurde eingestellt, was blieb war der RIAS. Ich hörte Nachmittags und ich hörte Abends. Aber am aufregendsten war es für mich in der Nacht. Nicht lange und ich bekam einen, den ersten Kassettenrekorder der DDR (KT100). Fortan war dieser Rekorder mein Begleiter. Ich zog mit Kumpels um die Häuser oder wir spielten Skat- der Rekorder war immer dabei. Nach und nach erweiterte sich meine Kassettensammlung mit Musik vom RIAS Berlin. Immer beim Aufnehmen schön drauf bedacht, keine „Ansagen“ mitzuschneiden. Gerade dieses habe ich spätestens heute sehr bitter bereut. Denn die Moderationen waren doch das Salz in der Suppe.
Höhepunkt des Jahres war für mich immer „Rock over
RIAS“. Da konnte ich so viel aufnehmen wie das ganze Jahr über nicht. Auch hier trifft auf die Moderationen zu, was ich bereits schrieb. Nach und nach reifte in mir der Gedanke, selbst Musik zu machen. Da ich aber weder Noten lesen noch ein Instrument spielen konnte, bin ich eben DJ oder wie man in der DDR sagte „Schallplattenunterhalter“ geworden. Das hatte den nützlichen Nebeneffekt, das man an die begehrten Lizenzplatten leichter rankam. Nun wurde mein Bedarf an Musik fast unstillbar. Ich brauchte ständig Neues um in den Diskotheken mithalten zu können. Das meiste Material lieferte mir wieder mal der
RIAS und als ich dann auch noch „Studio 89“ entdeckte, war mein Leben fast perfekt. Das war es, was ich wollte, diese Endlosmixe- gewürzt mit Jingles und nur ab und an unterbrochen von Barry Graves sympathischer Stimme. Barry setzte noch einen drauf, in dem er später öfter Mixe aus New York, die er zuvor selbst mitschnitt, spielte. Aus dieser Zeit habe ich sicher auch mein Interesse an New York entwickelt und als ich später mal da war, war es wirklich so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Stunde um Stunde hing ich am Radio um dem Sound zu lauschen, den der
RIAS da hervorbrachte. OK, dabei habe ich mitunter die Schule ein wenig vernachlässigt, aber das war es mir wert. „Rock over
RIAS“ und „Studio 89“ wurden meine Lieblingssendungen. Gut, ich habe auch ab und an Musik nach der Schule oder Lord Knud gehört, aber seine eher schleimige Moderation gefiel mir nicht besonders. Dem Rock bin ich treu geblieben. Ebenso anderen Musikrichtungen wie dem Reggae, Soul, Funk usw. Zu verdanken habe ich diese Vielseitigkeit einzig und allein dem
RIAS. Denn, der RIAS war die Vielfältigkeit in Person. Gerade zu Beginn der Weihnachtszeit, ich bin Weiß Gott nicht melancholisch, fehlt er mir, der
RIAS. Die langen Nächte mit „Rock over RIAS“, die Zeiten mit Vita Kola, Schlager Süßtafel oder Rondo Kaffee. Und ich weiß, die gibt es nie wieder, denn die Jugendzeit ist vorbei, die Riaszeit ist vorbei und es sind, wie man so schön sagt „Andere Zeiten“. Geblieben sind fetzige Erinnerungen und die alten Aufnahmen, von denen ich mir zur Weihnachtszeit einige reinziehen werde. Nicht um dem
RIAS zu gedenken sondern um mich einfach besser zu fühlen.
Bild
links: Meine ersten Versuche zu Hause, Disko zu machen. Mit einem selbstgebastelten Mischpult und einem Mikrofon. Zu beachten der Haarschnitt!
Es muss so 1981 gewesen sein, als ich von einem Klassenkameraden an den AFN geführt wurde. Zu vor lag mein Musikinteresse bei AC/DC, Hey Music und Schlager der Woche. Jener welcher sagte mir an einem Donnerstag, dass ich unbedingt an diesem Abend um 21:00 AFN hören müsse. Denn dort lief zu der Zeit “Die beste Musik”. Auf Sendung war Steve Kostelac mit seinem “AFN-Disco”. Ok dachte ich mir, hörste mal rein. Also um Punkt 21:00 eingeschaltet. Es liefen die News dann ging es los. Die damalige Stationvoice war Rik DeLisile und klang aus den Lautsprechern folgendes: “88 FM presents Disco on AFN-Berlin”. Daraufhin folgte eine Hammerscheibe nach der anderen. Das ganze ging bis 23:00. Somit war klar das sich in diesem Moment mein Musikgeschmack geändert hat. Sämtliche deutschen Sender waren von da an für mich Tabu, da das Programm dort eher langweilig für mich wurde. An einem Samstag Abend sagte mein Vater komm lass uns alle zusammen Essen gehen. Ok haben wir getan. Es dauerte bis ca. 23:00 und zu Hause waren wir dann so gegen 23:40. Ich sagte das ich vor dem Schlafen gehen noch kurz beim AFN reinhören wollte. Ich schaltete das Radio ein und bin am Sendeknopf abgerutscht. Somit landete ich bei RIAS 1. Es lief gerade von Kool & The Gang - Get Down On It und ich dachte “Ups was denn das? Um die Zeit im Radio?” und blieb dran. Es folgten 2 weitere geniale Discosongs und ich war völlig verwirrt wie das denn sein konnte. Disco, aktuell und auf RIAS 1? Mein Vater sagte das ich doch bitte ausschalten solle und ins Bett gehen soll. Immerhin war ich gerade 14 Jahre jung. Dann kam folgende Moderation: “Sie hören Studio 89 - Die Rias Dance Show”. Mehr nicht, es lief der nächste Titel. Also gut. Ich machte zähneknirschend aus und schnappte mir am nächsten Tag die TV-Zeitung. Da stand noch das Radioprogramm drin. Und da stand es. Studio 89. 23:35 bis 1:30. Von diesem Tag gab es für mich 3 Radiosendungen die interessant waren. AFN-Disco, AFN-The Juice mit McGoo und Studio 89. Alles wurde mitgeschnitten. Ich kann nur sagen das diese Sendungen meinen Stiel geprägt haben. Ich bin seit 1983 DJ und Remixer. Ich werde es auch weiterhin tun. Barry Graves habe ich dann später bei Fritz kennen gelernt. Mir war nicht klar das es wohl fast seine letzte Sendung war. R.I.P Barry du warst und bist mein Mentor.
Die Antenne im Pfarrhaus *
Ich war und bin bis zum heutigen Tag ein Fan von Oldie's der 50'er und
60'er Jahre, und ich möchte hier berichten, auf welchem Weg es mir
damals in der DDR gelang, diese Musik zu bekommen:
Anfang der 70'er Jahre fand ich wieder Kontakt zu meinem Pfarrer, den
ich schon seit 1963 aus Penkun kenne. Nun war er Pfarrer in Stansdorf
und besaß wohl die größte private Antennenanlage im Ort. Ich fuhr 2-3mal
im Monat dort hin, um die Sendung mit "Lord Knud" - Evergreens-a-GoGo -
mit meinem Kassettenrekorder aufzunehmen. Zu Hause habe ich mir dann die
Musik mit einem Zweitgerät nach meinem Geschmack zusammengeschnitten.
Ich bin bis zum heutigen Tag noch im Besitz von über 30 Kassetten mit
dieser Musik.
In Rostock gab es in den 70'er Jahren die Ostseewoche. Dort war ich im
internationalen Pressezentrum tätig. Den Herrn von der Stasi begrüßte
ich immer mit den Worten: "Hallo Sicherheitsnadel". Auf der 18. und
letzten Ostseewoche (7. - 13. Juli 1975) lernte ich den Reporter vom
Sender "RIAS Berlin" kennen. Ich bat ihn, "Lord Knud“ zu grüßen und
wünschte mir 3 Calypso Lieder ohne Unterbrechung. Die Wunschtitel
sollten 14 Tage nach der Ostseewoche gespielt werden, da ich dann wieder
in Stansdorf wäre. Also fuhr ich 14 Tage nach der Ostseewoche nach
Stansdorf zu meinem Pfarrer, um wie gewohnt, meine Sendung aufzunehmen.
Während der Sendung sagte "Lord Knud": "ich grüße meinen Hörer aus
Rostock" und spielte die von mir gewünschten Titel ohne Unterbrechung.
Das hörte mein Pfarrer und sagte zu mir: "das kannst nur du gewesen
sein". Bis zu seiner Versetzung besuchte ich ihn immer wieder in
Stansdorf. So hatte ich die Möglichkeit, meine Oldie Sammlung zu
vervollständigen.
Es kam vor, dass mein Pfarrer nicht in Stansdorf war, da versuchte ich
es bei einem anderen mir bekannten Pfarrer in Potsdam. Waren beide
Pfarrer nicht zu erreichen, gab es für mich nur noch eine Möglichkeit.
Ich parkte auf einem erhöhten Autobahnparkplatz zwischen Potsdam und
Michendorf, stellte dann meinen Kassettenrekorder auf das Autodach, nur
um die Sendung aufzunehmen.
Peter W. Rostock
Andrea Ballschuh erinnert sich
*Insulaner & Onkel Tobias
*Insulaner Onkel Tobias
Selbstverständlich hörte ich sonntags um 10 Uhr die „RIAS-Kinder
besuchen Onkel Tobias“. Als Elfjähriger wollte ich dann natürlich mehr
hören, und ich baute mir ein kleines Detektorradio, mit dem ich die
Sendungen dann nachts heimlich unter der Bettdecke hören konnte. Es
bestand aus nichts weiter, als einer auf eine Garnrollenhülse
gewickelten Spule, einem ollen Drehkondensator vom Schrott, einer Diode
und einem Kopfhörer. Und damit meine Eltern davon nichts merkten,
bestand die Antenne aus einem hauchdünnen Kupferdraht, der vom Bett hoch
an die Zimmerdecke und dort in den Ecken einmal rings um das ganze
Zimmer ging. Zu meinen besonders beliebten Sendungen gehörten „Es
geschah in Berlin“, „Pension Spreewitz“, „Schlager der Woche“ und „Wer
fragt, gewinnt“. Die Krönung war dann ein selbst gebautes
Transistor-Kofferradio, für das ich als Gehäuse eine Zigarrenkiste
verwendete. Die klemmte ich dann hinten auf den Gepäckständer meines
Fahrrads und fuhr damit stolz herum. Auf dem Foto sieht man, wie das mal
ausgesehen hat.
Peter S.
rias2 noch heute gehört in Bulgarien *
.. zumindest vom Tape !
Pavel G. erinnert sich ....
1987-1989 habe ich in Berlin gewohnt, Ost Berlin. Damals habe ich zum
ersten mal RIAS2 gehört. Ich und meine Freunde waren gleich verliebt.
Wir haben die Sendungen, die Stimmen der Moderatoren und die schönen
Musikstücke auf Kassetten aufgenommen. Als wir schon in Bulgarien zurück
waren, haben wir immer wieder die Kassetten angehört. Ich habe immer
noch diese Kassetten und ab und zu höre ich sie immer noch ganz gerne,
aber jetzt ich habe diese Lieder von den 80er und 90er Jahren auf meinem
Computer :) Smily
Bis vorherige Woche wusste ich nichts über RIAS2. Ich habe ganz zufällig
im Internet recherchiert und dabei eine Seite über die Geschichte von
RIAS 2 entdeckt. Zunächst die rias2-history und dann kam ich auf diese
Fanpage. Ich war ganz aufgeregt. Ich habe die ganzen Berichte gelesen.
Das hat mich in die vergangenen Jahren zurück geschickt.
15 Jahren später nachdem ich Berlin verlassen habe und 12 Jahre nach dem
offiziellen Ende von RIAS2 habe ich erfahren, was alles passiert ist. Jo
Eager, der Alte Ami und Andreas Dorfmann waren meine
Lieblingsmoderatoren auf RIAS2, sowie Uwe Hessenmüller, Desire Persh,
Gregor Rottschalk und andere. Ich habe zu Andreas Dorfmann auch
geschrieben und ich habe Antwort. Das ist sehr, sehr interessant für
mich nach so vielen, viele Jahren. Gestern habe ich Andreas Dorfmann auf
Spreeradio gehört, heute werde ich den Alte Ami auf 88acht hören :)
Smily
So, das ist meine kleine Geschichte für RIAS2 :))) Viele Smilies
Nun schwelgt Uwe in Erinnerungen
*Antennen gen Berlin ! Ein Bericht von André Franke *
RIAS-Erinnerungen der Geschwister Kempf *
Die Radiogeschichte von Thomas S. /Schweiz
*Ein Bericht von Wolfgang Liebgen*
ehemals Oderstr. 28, jetzt in Dänemark
Es waren die Tage in der Blockade, für die meisten Menschen wohl recht
schrecklich, nicht jedoch für mich als 9 jähriges Kind. Da war doch der
Flugplatz Tempelhof, ein riesiger Abenteuerspielplatz. Wir wohnten
damals in der Oderstrasse 28, in Neukölln, im letzten Haus gleich am
Friedhof, die Einflugschneise lag direkt vor unserem Balkon und ich sah
die einfliegenden DC3’s meist von oben, denn wir waren im 4. Stockwerk.
Da war dieser dichte Busch unter dem lag noch ne Panzerfaust und hinten
auf dem Hof da waren kleine Beete, jeder hatte da seine Tomaten, bei
einigen war als Begrenzung ein Luftwaffendolch in die Erde gerammt
Es war unendlich laut, aber ich kann mich nicht erinnern, dass mich das
jemals gestört hat, eine Maschine nach der anderen, es war eher
umgekehrt, wenn es ruhig war, dann war etwas passiert. Oft ließ uns
Kinder auch die nahende Flughafenfeuerwehr zum Zaun rennen, der die
Oderstrasse vom Flugplatz trennte, wir kletterten dann so hoch wie
möglich hinauf, um zu sehen was passiert war – aber es war wirklich
selten, dass mal eine Maschine die Lampen abrasierte, die die Landebahn
markierten, oder im Matsch stand. Aber uns Kinder faszinierte das.
Aber ich muss doch noch etwas zurückgehen. Eigentlich war der Flugplatz
Tempelhof von der Oderstrasse, durch einen schönen Park mit vielen
Bäumen dazwischen getrennt, mindestens 500 m kürzer. Die Bäume, und da
hab ich mitgeholfen, wurden 1946 in einer rasanten Aktion, die nur
wenige Tage dauerte völlig abgeholzt, ich weiß leider heut nicht mehr,
ob es die Not war, oder die Ami’s es erlaubten, da die Landebahn
verlängert werden sollte. Es ging jedoch recht rüde zu, jeder versuchte
soviel Holz zu bekommen wie nur möglich.
Plötzlich war der ganze Park weg, kein Baum, nix mehr da! Da sah es
schon komisch aus, denn von der Oderstrasse in Höhe der Allerstr. War
eine Terrasse mit Aussichtsplattform und an jeder Seite eine Treppe zum
Park hinunter– die führten jetzt ins Nirgendwo. Ein Stacheldrahtzaun
trennte die Strasse vom Flugplatz, aber das war kein Problem für uns
Kinder, die Maschen waren zu weit, wir krochen da immer durch. Man
musste nur auf die MP aufpassen, die da mit den Jeeps immer
patrollierten, vor denen hatten wir eine höllische Angst. Es war immer
eine Aufregung, wer war dran durch den Zaun zu kriechen und den Ball
zurückzuholen, den wir beim Fußballspielen dorthin geschossen hatten,
denn es gab das Gerücht, dass man Kartoffeln schälen müsse, wenn man
dort erwischt würde - aber es ging immer gut.
An dem Kreuz war das Interview, rechtes Bild bin ich mit den Tomaten im
Hintergrund und Schuhe waren auch knapp
Dann eines Tages, also z.Zt. der Blockade waren wir beim Spielen auf
dieser Terrasse als der RIAS kam, wir waren mächtig neugierig was die
wohl da machen würden, als plötzlich eine Frau mit einem Mikrophon auf
uns zukam, und ich ein Interview geben sollte, man war das aufregend.
Sie fragte mich dies und das, nach den Namen der Flugzeugtypen, die ich
einerseits nicht alle wusste andererseits war ich viel zu aufgeregt um
da richtig zu antworten. Aber es ging alles gut, sie sagte mir die Namen
leise ins Ohr und ich sagte die laut in’s Mikro.
So kam ich ins Radio! , denn damals wurde ich vom RIAS interviewt
Ja das waren noch Zeiten, ich im RIAS.
Wir hatten auch ein Radio, man war das irre, ein Radio – eine kleine
schwarze Holzkiste, stand im Schlafzimmer, immer ein Tuch darüber, hab
mir darüber keine Gedanken gemacht.
Bis eines Tages jemand kam, der fragte ob wir ein Radio hätten,
woraufhin natürlich verneint wurde, der wollte doch tatsächlich
Rundfunkgebühren, für wie dumm hielt der uns wohl. Er durfte sogar in
die Zimmer sehen, und das überzeugte ihn dann – da war nix.
Dann kam die Zeit, ich weiß nicht mehr genau wann es war, es ich denk es
war der Donnerstag um 20:00 Uhr leere Straßen, da hingen alle am Radio,
da gab "Es geschah in Berlin“ und auch die „Buchholzens“, echt schöne
Zeit gewesen. Man war mit so wenig so zufrieden und hatte ein
Gesprächsthema am nächsten Tag in der Schule, denn nicht alle hatten ein
Radio.
Was mich auch immer beeindruckt hat war der RIAS-Suchdienst, jeden Tag,
ich glaube um 13:00Uhr, da wurden endlose Namen verlesen. Welches Leid
war hinter jedem Namen, man fühlte es, wie grausam. Kinder wurden
gesucht, die auf dem Weg von Ostpreußen nach.... verloren gingen –
zuletzt gesehen ... wer Hinweise geben kann ...
Ja, es war eine schwere Zeit, aber der RIAS war mein Radio, nicht später
Rias 2 oder SFB, die waren für mich nur Konkurrenz, nie so gut wie das
Original. So war das damals, ja lang ist es her.
Frank Fischer erzählt* im Studio bei YLE Radio Finnland
Als treuer RIAS-Hörer bis zur letzten Sendesekunde möchte ich mich in
die Schar der Erinnernden einreihen. Dabei habe ich eigentlich gar
nichts Besonderes zu berichten. Das, was ich hier niederschreibe, haben
so oder so ähnlich gewiss viele Tausende erlebt. Es ist die
unspektakuläre Geschichte eines ganz normalen RIAS-Hörers aus Ostberlin,
der später immer versucht hat, seinen Sender quasi ins Reise- und
Umzugsgepäck zu verpacken und mitzunehmen, wohin es ihn auch verschlug.
Mein erstes Radio bekam ich im zarten Alter von 7 Jahren. Die Tante aus
Charlottenburg brachte es mir eines Tages als Geschenk mit nach
Friedrichshagen: es war ein kleines, schwarzes Mini-Radio japanischer
Herkunft für den Mittelwellenempfang, kaum größer als meine damalige
Handfläche. Es hatte nur zwei Rädchen, links zum Ein- und Ausschalten
(beziehungsweise für die Lautstärke), rechts das etwas größere für die
Auswahl der Sender. Schnell bekam ich mit: "10" ( = 990 kHz) bedeutet
RIAS 1, "8" ( = 855 kHz) bedeutet RIAS 2. Die Frequenzen waren nur so
"Pi mal Daumen" einzustellen, aber was brauchte man schon... Mit 7
begann also meine Liebe zum Medium Radio im Allgemeinen und zum RIAS im
Besonderen. Erste Hörerfahrungen, die über Onkel Tobias hinausgingen,
musste ich allerdings oftmals heimlich machen, denn wenn eine Sendung
nach 20.00 Uhr lief, war ich gezwungen heimlich zu hören, mit dem Radio
unter dem Kopfkissen und ja schön leise, dass es die lieben Eltern bloß
nicht mitbekommen - sonst gab´s Ärger bis hin zum Radio-Entzug! Auf
diese Weise hörte ich Programme wie Schlager der Woche, Music-Box, Ewald´s
Schlagerparade oder -ganz besonders gerne- die Quizsendungen mit Hans
Rosenthal. Allein gegen Alle war mein Favorit. Das lag hauptsächlich an
meiner Neugier (die 5 Fragen waren oft sehr interessant und ich
entsprechend gespannt auf die Antworten). Aber auch das Format von AgA
fand ich "spitze". Man erinnere sich nur an die oftmals überaus
komödiantischen Einlagen der Reporter, darunter Felix Kneemöller, Horst
Braun, Lilo Katzke, Horst Kintscher...
Die QSL-Karte vom RIAS Berlin - Rückseite -
1979 wurde ich Straßenbahnfahrer. Auf der nicht sehr vom Straßenverkehr
beeinträchtigten Linie zwischen Friedrichshagen über Schöneiche nach
Rüdersdorf (heute die 88) konnte ich problemlos auch als Fahrer Radio
hören. Niemals hat es ein Problem gegeben, weil ich RIAS oder auch AFN
hörte. Im Gegenteil: viele Fahrgäste im Frühberufsverkehr kamen extra zu
mir nach vorne, denn sie wussten, hier könne man gute Musik zum
Wachwerden hören.
Eine wichtige Zäsur war die Armeezeit. Als Bausoldat diente ich viele
Monate im Schatten eines riesigen Sendemastes: des
Langwellensenders Burg. Regelmäßig saß ich nächtelang in einer kleinen
Baracke, um unsere Armeebaustelle "zu bewachen". Und siehe da, mein
kleines Mittelwellenradio kam wieder zum Einsatz. Und es war wichtiger
denn je: Es war so klein, dass ich es fast immer unbemerkt bei mir
tragen konnte. Nachts auf Wache lauschte ich die streng verbotenen RIAS
oder RTL, auch in der Unterkunft hörte ich wieder -wie seinerzeit als
7jähriger Steppke- heimlich unter dem Kopfkissen. Zur Erklärung: Eigene
Radios waren bei der Nationalen Volksarmee streng verboten. Es durften
nur Apparate benutzt werden, auf deren Skala die DDR-Sender deutlich
gekennzeichnet waren(!)... Es war die Zeit der Jugendwelle RIAS 2 auf
9-4-3.
1987 ging ich zum Studium nach Jena. Mit Blick auf den RIAS war
dies kein Problem, der Sender Hof war problemlos zu empfangen. Über ihn
hörte ich dann auch am 9.November 1989 von der Öffnung der Mauer. Die
RIAS-Berichterstattung (Fernsehen hatte ich in meiner Studentenbude
nicht) machte mir klar, ich müsse mit dem nächsten Zug nach Berlin!
Gesagt, getan: schon gegen 8 Uhr am 10. November traf ich in der Stadt
des "Wahnsinns" ein. Wenige Stunden später erfüllte sich ein Traum: am
Grenzübergang Invalidenstraße überquerte ich den weißen Strich, der
Ost- und Westberlin trennte. Das, was die Insulaner immer herbeigesungen
hatten, dass "uns´re Insel wieder ´n schönes Festland wird", war
Wirklichkeit geworden! Noch ein gutes Jahr blieb ich in Jena, doch
den Tag der Wiedervereinigung erlebt ich schon in Göttingen. Dort im
südlichen Niedersachsen war es etwas schwieriger, dem RIAS weiter treu
zu bleiben, doch die Kurzwelle (siehe QSL-Karte) machte es möglich.
Ähnlich war es auch in Helsinki, wohin es mich im August 1992 verschlug.
Jetzt konnte ich immerhin nachempfinden, was Radioarbeit bedeutet. Als
Redakteur beim deutschsprachigen Dienst von YLE Radio Finnland war ich
plötzlich sozusagen zum Kollegen der RIASler avanciert. Zugegeben, RIAS
hörte ich in Finnland kaum noch. Da gab es andere Prioritäten. Aber das
Ende, das verfolgte ich mit Tränen in den Augen via Langwelle.
Die Abschiedsworte von Siegfried Buschschlüter am 31.12.1993 beendeten
einen wichtigen Abschnitt meines Lebens. Inzwischen lebe ich in Ungarn.
Ich besitze eine 3fach CD mit Erinnerungen an den RIAS. In meinem Regal
steht das Buch RIAS Berlin: eine Radio-Station in einer geteilten Stadt
von Herbert Kundler. Ich bin sehr froh, dass es eine Homepage wie die
RIAS-BERLIN.COMunity gibt. *) Eine QSL-Karte ist im Funk- und
Radiobereich ein gern benutztes Mittel, um Empfangs- und
Sendebestätigungen zu dokumentieren, eine Art "Autogrammkarte" der
jeweiligen Radio-/Funkstation. Auch im Hobbybereich bei CB-Funk &
Amateurfunk wird diese Karte von den einzelnen Teilnehmern verwendet,
insbesondere bei "Long Distance Transmitting" = "DX".
Frank Fischer, Budapest
René erinnert sich *
Bei mir hat alles mit dem RIAS so im Jahre 1980/81 begonnen. Da habe ich
angefangen "Schlager der Woche" mit Lord Knud (montags von 20-21:30 Uhr
und freitags die Wiederholung) zu hören. Es kam noch am Sonntag das
"Klingende Sonntagsrätsel" um 10 Uhr mit Hans Rosenthal. Später kam dann
noch um 14 Uhr "Musik nach der Schule" hinzu. Das Allererste was ich vom
RIAS aber gehört habe waren die Nachrichten um 7:30 Uhr morgens, mit
Andreas Berg oder Reinhard Bühlow. Später kamen dann der "alte Ami" Rik
DeLisle, Christoph Lanz, Christine Westermanm, Andreas Dorfmann, Elmar
Hörig, Irina von Bentheim, Bernd Dassel.
Mitte der 80ziger dann das normale Pogramm wie "Frühstart",
"Radioboutique", "Radioexpress", "Zwölf bis Zwei","Wunschhits" um 14-15
Uhr Teil 1 und um 18-19 Teil 2. Der Sender rias 2 hat mich bis 1992
begleitet. Danach noch kurz r.s. 2, aber dann sind die moderatoren alle
weg, wie der "alte Ami", Dorfmann & Persh. Sie gingen zu 104.6 rtl, um
nun diesen Sender zu unterstützen. Die Hörer wechselten mit, da sie ihre
Lieblinge ja weiter hören wollten.
Ich bin mittlerweile wieder bei r.s. 2 gelandet und höre den Sender
jetzt im Wechsel mit Spreeradio 105,5, wo die "Dorfmann und King Show" freitags von 16-19 Uhr läuft. Und am 05.07.2003 gab es ja das Event
überhaupt. Die "RIAS 2 Dance Party" in Teltow mit Dorfmann und King.
Einfach super geil.
Steffen erinnert sich *
Meine Liebeserklärung an den RIAS
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