Neben der Geschichte des RIAS (weiter unten) findest du hier auch einige Moderatoren Portraits, Buchtipps, Dokumente und viele weitere Links zum RIAS Berlin und seinen Sendungen. Auch hier der Hinweis, diese Seite besteht lediglich zur Ergänzung bereits etablierter RIAS-Seiten und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit! Eine dieser Seiten zum RIAS Berlin, mit einer umfassenden Dokumentation von Peter Glowasz und vielen Bildern, ist hier zu finden.
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RIAS Moderator Olaf Leitner mit der Band Team Beats. Interview mit Leitner Nero Brandenburg (RIAS Berlin) |
Schon Ende 1945 hatte das amerikanische Hauptquartier beschlossen, das kommunistische Meinungsmonopol in Berlin zu brechen. Vom 21. November 1945 datiert ein Befehl von Colonel Westerfield, in Berlin einen amerikanischen Sender zu errichten. Das war technisch schwierig: Erst wurde das Drahtfunknetz wieder aktiviert, über das die Berliner im Kriege die Luftlagemeldungen empfangen hatten. Aber im ganzen US-Sektor gab es nur 500 Drahtfunkanschlüsse und 1000 Telefonanschlüsse.
Trotzdem nahm der DIAS am 7. Februar 1946 in einem ehemaligen Postgebäude seine Sendungen auf – zunächst von 17 bis 24 Uhr. Über zwei Langwellenfrequenzen wurde das Programm in das Drahtfunknetz eingespeist. Als im August 1946 ein neuer Vorstoß der Westmächte scheiterte, den Berliner Rundfunk für alle vier Besatzungsmächte zu übernehmen, installierte die amerikanische Regierung einen Mittelwellensender im Ortsteil Britz, dessen Technik aus dem alten deutschen Soldatensender Belgrad und Teilen eines ausrangierten US-Senders bestand. Die Sendeleistung betrug zwar nur 800 Watt, aber aus dem „Drahtfunk im amerikanischen Sektor“ (DIAS) war der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ (RIAS) geworden, eine „freie Stimme der freien Welt.“
Erst Mitte der 50er Jahre beteiligte sich die Bundesregierung an den Kosten. Die deutschen Journalisten wurden in der ersten Zeit von amerikanischen Kontrolloffizieren genau beobachtet. So mussten die Texte aller Nachrichtensendungen vor Sendebeginn vorgelegt werden. Im Programm von RIAS war viel Musik zu hören: Klassik, Unterhaltung und vor allem Musik, die in der Nazi-Zeit verboten war wie Jazz und Swing. 1947 wurde das RIAS-Symphonieorchester, das Kammerorchester und der Kammerchor gegründet, später das RIAS-Tanzorchester.
Im Wortprogramm gab es objektive und ausgewogene Information, auch Interviews mit Ostzonen-Politikern wie Pieck und Grotewohl, aber auch ein Kinderprogramm: der berühmte Onkel Tobias fand sich erstmals am 6. Juli 1947 im Programm. Am 25. Dezember 1948 war erstmals die aus dem Titaniapalast im Bezirk Steglitz übertragene Kabarettsendung „Die Insulaner“ im RIAS zu hören, das bis 1964 im Programm blieb und zu einem Markenzeichen des Nachkriegsberlins und des RIAS wurde. Ab 1948 gab es die „RIAS-Kaffeetafel“ und das öffentlich tagende RIAS-Schulfunkparlament.
In den 70er Jahren wurde „Mit RIAS in die Ferien“ vom Platz der Republik vor dem Reichstag gesendet. Am 06.07.1948 bekam RIAS sein eigenes Funkhaus in der Kufsteiner Straße 69, am 2. April 1993 in Hans-Rosenthal-Platz umbenannt. Das Programm lief nun rund um die Uhr. Am 1. November 1949 bekam RIAS in Hof in Bayern eine zweite Sendeanlage, die das Berliner Programm, das per Kabel durch die DDR nach Hof geleitet wurde, in den Süden der DDR ausstrahlte. Im Juli 1950 wurde die Sendeleistung auf 100 Kilowatt erhöht und ab Oktober 1950 sendete RIAS auf UKW. Den Machthabern in Ostberlin war RIAS natürlich immer ein Dorn im Auge.
In der DDR wurde RIAS-Hören zeitweise schwer bestraft und es gab Propagandasprüche wie: „Enten haben kurze Beine, RIAS hat besonders kleine“ , „Der RIAS lügt – die Wahrheit siegt“ , „Stellt Dein Nachbar RIAS ein, sag energisch: Lass’ das sein“ , „Im RIAS kommt erst die Musik und dann die Hetze für den Krieg“ oder „Am Lügengift aus RIAS’ Munde ging mancher arme Tropf zugrunde“. Überall in der DDR wurden kleine, aber effektive Störsender gegen den RIAS installiert. Einer davon steht heute im Foyer am Fuße des Haupttreppenhauses im RIAS Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz. Am 7. März 1965 moderierte erstmals der unvergessene Hans Rosenthal das „Klingende Sonntagsrätsel“, das später als einzige RIAS-Sendung in das Programm des DeutschlandRadio übernommen wurde und von Christian Bienert ( 07.07.2020) betreut wurde. In den späten 60er Jahren bekam RIAS erstmals ernste finanzielle Probleme. Die Amerikaner wollten das Programm drastisch reduzieren und nur noch Nachrichten und Musik senden. Da griff Herbert Wehner, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, ein.
Das Ergebnis war 1971 das RIAS-Statut, das den Sender als amerikanische Einrichtung erhielt, den Bund aber verpflichtete, den größten Teil der Kosten zu tragen. Als Gegenleistung wurden die deutschen Mitarbeiter unter deutsches Arbeitsrecht gestellt. An der Spitze des Senders standen nun ein US-Chairman und sein Stellvertreter, deren wichtigste Aufgabe die Berufung eines deutschen Intendanten war. Die RIAS Mitarbeiter waren Angestellte des deutschen Intendanten und kamen mit Hilfe dieses Kunstgriffs in den Genuss des deutschen Arbeitsrechts. Der in Deutschland in den 60er Jahren beginnende Siegeszug der modernen Popmusik führte zur Einrichtung immer größerer Sendeplätze für den Jugendfunk, verbunden mit den Namen Richard Kitschigin, Nero Brandenburg , Gregor Rottschalk, Olaf Leitner, Barry Graves und dem legendären RIAS-„Treffpunkt“.
Die auch für die westdeutschen Anstalten revolutionären Marathon-Sendungen „Rock over RIAS“ (1975-ca.1985) – sie umfassten die Abend- und Nachtstunden einer ganzen Programmwoche – führten in der DDR in kürzester Frist zum Ausverkauf von Leerkassetten.
Nach einer Programmreform startete am 30. September 1985 auf der Welle des Zweiten Programms, das schon am 01.11.1953 für Wiederholungen etc. eingeführt worden war, das junge Programm von RIAS 2.
Das Ende von RIAS Berlin wurde eingeleitet mit dem Mauerfall am 9. November 1989. Am 3. Oktober 1990, mit der offiziellen Wiedervereinigung Deutschlands, endete die amerikanische Oberhoheit. Am 25. Juni 1992 beschlossen die Ministerpräsidenten der Länder, RIAS 1, DeutschlandFunk und DS-Kultur in einen nationalen Hörfunk zu überführen. RIAS 2 wurde ausdrücklich davon ausgenommen und sendet seit dem 1. Juni 1992 als der Berliner Privatsender R.S. 2, der sich ausschließlich durch Werbung finanziert.
Im Dezember 1993 unterschrieben die Vertreter Thüringens als Letzte den Staatsvertrag über DeutschlandRadio, das heute mit zwei Programmen aus Berlin (DeutschlandRadio) und Köln (DeutschlandFunk) zu hören ist.
RIAS Berlin, die freie Stimme der freien Welt, verstummte für immer am 31. Dezember 1993 um Mitternacht. Am 1. Januar 1994 tritt das Berliner Programm des DeutschlandRadios die Nachfolge von RIAS Berlin an, produziert weiterhin im traditionsreichen RIAS Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz, auf dessen Dach das denkmalgeschützte RIAS Zeichen weithin sichtbar ist.
Um die Bedeutung der "Hitparade" wirklich verstehen zu können, muss man sich
einen gewöhnlichen Sonnabend in den frühen 70er-Jahren vorstellen.
Vormittags wurde das Kinderzimmer sauber gemacht, in der Regel ohne
Beteiligung des betreffenden Kindes, das sich bestenfalls mit dem Mülleimer
nützlich machte. Die Wohnung roch frisch.
Um 16 Uhr begann im Radio der Rias-"Treffpunkt" mit Christian Graf oder
Barry Graves und ihrer "Hörerpostbestätigung" für die Briefeschreiber aus
dem Osten. Sonnabends wurde für die Ostler ausschließlich Wunschmusik
gespielt. Und wenn es einem gelang, "Child in Time" von Deep Purple in
voller Länge aufzunehmen (Das Wort "mitschneiden" entstand später),
versprach es ein guter Sonnabend zu werden.
geschrieben in der Arcor Newsgroup de.alt.hoerfunk Sommer 2000
Nach der großen Programmreform von Rias 2, die am 30.9.1985 (ein Montag) stattfand, bestand das Rias 2- Programm aus "durchhoerbaren" Sendestrecken, i.w. so genannten Magazinsendungen. Der ehemalige "Jugendwellen-Teil" von 14.35 (speziellere Sendungen wie 'Zeitklang' mit Burghard Rausch
- Foto rechts oder 'Musik nach der Schule', 'Beat für Teens' u.a.) bis 15.30, und danach bis 18.00 der Rias 2 Treffpunkt, wurde wie folgt neu integriert.
Ab Herbst 85 gab es von 14.00 bis 16.00 das erwähnte 'Popcorn' , zunächst noch mit wechselnden Moderatoren, die der Sendung eine gewisse Spezifik gaben....
Der 'Treffpunkt" war zu dieser Zeit, was die Moderation anbelangt, noch ein Misch-Masch aus festen Moderatoren und freien Plätzen. (Neben oben erwähnten waren u.a. folgende weitere Moderatoren beteiligt: Uwe Wohlmacher, Gerd Kothy, Christian Graf, Carsten Mierke und Steffen Simon*.) Auf jeden Fall gab es hier noch nicht die heute normale Wochenmoderation, diese wurde erst im Oktober 1986 eingeführt. Dieser Termin kann als eigentliche Raeson des Rias 2 Programms aufgefasst werden, da hier bis auf den Sonntag sämtliche(!) o.g. "Popcorn"- Spezifika bzw. Moderatoren verschwanden (zumeist sogar den Rias verließen...) und, wie ab dann auch im Treffpunkt, sich 3 oder 4 Moderatoren die Wochenmoderation teilten (mit der in jeder Sendung gleichen Ansage 'Am Mikrofon....'- danach sofort Musik).
Ab 1987 hießen die Moderatoren von "Popcorn" Desiree Persch (heute Antenne Brandenburg), Andreas Dorfmann (heute Berliner Rundfunk), Henri Groß und Dirk Chatelin bzw. später Ben Posener. 'Popcorn' (bzw. die Treffpunkt- Stunde von 18-19.00) gingen im selben Jahr in die 'Wunschhits' über, womit die Sa/So- 'Treffpunkt(e)' von dieser Aufgabe entbunden waren. Wobei mit der Einführung der 'Wunschhits' die Sendung 'Popcorn' auf eine Stunde gekürzt (14-15) und kurz darauf auch zu 'Wunschhits' wurde und der 'Treffpunkt" dafür von 15-18.00 gesendet wurde.
Im Jahr 1987 gab es auf Rias 2 keinerlei spezielle Musikfarbe mehr, rund um die Uhr wurde Mensch mit den aktuellen Charts versorgt. Wenn auch Rias 2 in Berlin (wobei hier zu der Zeit SFB 2 die Nr.1 war) und insbesondere in der DDR _der_ Sender war und noch heute 'leuchtende Augen' verursacht, sehe ich gerade in der Entwicklung, die hier abgelaufen ist, den Beginn von dem Dudelfunk, den ja heute 'alle' und 'ueberall' kritisieren. Aber das nur am Rande.... während die 85er Programmänderung groß angekündigt und 'beworben' wurde, erfolgte der 'Rausschmiss' (kann man m.E. so nennen) der Leitner, Rausch und Co. ohne jegliche Kommentierung und Ankuendigung. Ich glaube sogar, dass nicht mal die Moderatoren ihre letzte Sendung als solche zu erkennen gaben; ich erinnere mich nur, dass Rausch in den September 86- Sendungen für seine Verhältnisse viel Schrott (OMD, Eurythmics u.a.) spielte und mit lapidaren und ironischen Bemerkungen verzierte. (andere Meinung): "Kann mich noch sehr lebhaft an die letzte Popcorn-Sendung alter Prägung am Montag erinnern. Sie war nicht von Olaf Leitner moderiert, sondern von Christian Graf, den ich vor allem durch seine Discothek Sendung am Sonntagabend lieb gewonnen hatte. In dieser Popcorn Sendung sparte Herr Graf nicht mit Gefühlsduselei. Er erwähnte mehrmals, dass dies seine letzte Sendung bei rs2 sei und er das sehr bedauere und mit den Entscheidungen der Chefetage nicht einverstanden sei. Die Feststellung, dass die Programmreform vom Herbst 96 die Einläutung des Dudelfunks in Berlin war, ist meiner Meinung nach voll zutreffend."
"Die DDR war Mitglied der Internationalen Fernmeldeunion. Das Vertragswerk derselben regelt den internationalen Draht- und Funkverkehr. Von daher ist es nichts besonderes, wenn Modulationszubringer von einer Grenze zur anderen gingen. Das Transitland hat sich nicht um die Inhalte der Übertragungen zu kümmern. Mag sein, daß da jemand mit den Zähnen knirschte, aber wer in der Welt keine Sonderrolle spielen will, und die DDR-Regierung war ständig bemüht international als gleichberechtigter Staat anerkannt zu werden, der muss es auch dulden wenn Unerwünschtes durch die Leitungen geht. Die Alliierten haben dabei bestenfalls in der Nachkriegszeit eine Rolle gespielt. Für den hypothetischen Fall, dass die Deutsche Post ihre Leitung dem RIAS nicht zur Verfügung gestellt hätte sei der Hinweis angebracht, dass in Westberlin gigantische Richtfunkanlagen standen. Die Programmzuspielung erfolgte von Berlin über ein sogenanntes Beutekabel durch die DDR. Hierbei kam es im Spätherbst 1978 zu einer peinlichen Panne, als das RIAS-Programm versehentlich auf Rundfunksender in der DDR gelegt wurde und über diese ausgestrahlt wurde." Die gezielte technische Expansion lässt erkennen, dass der RIAS kurz nach seiner Gründung das Sprachrohr der Amerikaner in Richtung Osten sein sollte. Der RIAS spielte bis zu seiner vollständigen Abwicklung eine maßgebende Rolle in der Informationsvermittlung für die gesamte Stadt und war deshalb gerade der Ostberliner Führung ein "Dorn im Auge", weshalb immer wieder versucht wurde, ihn zu stören. Natürlich wurde auch von ihm Propaganda für die SBZ getrieben.
weitere RIAS Sendungen:
Club 18 mit John Hendrik
Das klingende Sonntagsrätsel mit Hans Rosenthal
Evergreens à go go mit Lord Knud
Ewalds Schlagerparade mit Ewald Wenk
Klingendes Amerika mit John Hendrik
Musik kennt keine Grenzen
Nero für Nachtschwärmer mit Nero Brandenburg
RIAS-Kaffeetafel
RIAS-Musikbox
RIAS-Treffpunkt und Schlager der Woche mit Wolfgang Behrendt, Fred Ignor, Karin Jurow und Lord Knud.
und natürlich viele andere...
(überarbeitet: 07.04.2023)
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