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Das Original

"Das ist das einzige Radioprogramm mit Garantie. Es gibt keine heißere Show! Wenn es eine gäbe, würden wir unsere einstellen"(B.Graves)

Brief an die Grünen

Auszug aus einem Brief an die Grünen (Gekürzte Stellen sind mit * gekennzeichnet)   (Absender ist mir bekannt/ Webmaster)  

Partei XXX Riesa, 20.06.2002  
Anfrage zu Ihrer Position in Sachen Hörfunkkultur  

Sehr geehrte Damen und Herren, vor der nächsten Bundestagswahl ist der passende Zeitpunkt, zu erfahren, ob Ihre Partei beabsichtigt, nach der Wahl das desastreuse Hörfunksystem in diesem Land wieder auf einen akzeptablen Stand zu bringen.* In Anbetracht der Belanglosigkeit heutiger Hörfunk-Angebote ist die Wiederherstellung einer Hörfunkschiene außerhalb der Länderhoheit, wie es RIAS und DLF seinerzeit waren, Gebot der Stunde. Die notwendigen vergleichsweise geringfügigen Mittel sollten bei den Gebühren entsprechend zweckgebunden werden. Im Klartext: Der RIAS soll in allen Facetten wieder senden, Magazinprogramm, Jugendprogramm und alle Elemente seines bis zuletzt hoch akzeptierten Vollprogramms.* Es ist daher der Bund gefordert, ein entsprechendes staatsfernes Angebot, wie es der RIAS war (Zeugen, Belege und Sendemitschnitte gibt es ausreichend) endlich wieder anzubieten. Die Zeiten der Spaßgesellschaft sind jetzt bekanntlich vorbei und andere Prioritäten rücken wieder in den Vordergrund* Es kann Ihnen nicht verborgen bleiben, daß der künstlich organisierte Spaßfaktor der vielfach mißratenen Medienangebote mittlerweile tiefgreifende negative Auswirkungen hat. Daß sich Jugendliche nicht mehr für Politik interessieren, ist ja noch das Harmloseste.   Daß parteipolitisch im RIAS kein sonderlicher Einfluß im Gegensatz zu mancher Länderanstalt möglich war, sollte als besonders hoch einzuschätzen sein, war den Ländern und Parteien hier aber offenbar keinen Pfifferling wert. Sie sollten das gründlich überdenken.*   Die größte Sicherheit für eine staatsferne Anstalt wäre es, die über Jahrzehnte bewährten Riasstrukturen fortzuführen und personelle Kontinuität zu sichern, so auch bis 1993 Verantwortliche z.B. Drück, Buschschlüter usw. wieder zu gewinnen. Das Scheinargument, RIAS war ein amerikanischer Sender und die Groß-Buchstabierung des Namens sind als Ausrede völlig verfehlt.* Der RIAS hat in seinen Jugendsendungen weitaus deutlicher als der DLF in vieler Hinsicht Toleranz und Weltoffenheit propagiert, was auch heute in einem Jugendprogramm bitter nötig wäre. Die Länder, in denen die Amokläufe stattfanden (Bayern, Sachsen, Thüringen) bieten gleich gar kein Jugendprogramm an.*   Auch Ihre Partei trägt besondere Verantwortung, ob das Medium Hörfunk weiter dazu mißbraucht wird, durch Vermittlung von Plattheiten in 24-Stundenprogrammen Zukunftsfähigkeit zu verspielen oder ob die notwendige Korrektur erfolgt. Wenn der Hörfunk heute auch nicht mehr die Rolle als Informationsquelle spielt, in seiner jetzigen Form wirkt er potentiell als degenerierender Faktor. *  Die permanente Präsenz von Belanglosigkeit und Inhaltslosigkeit durch teilweise höchst zweifelhaftes Personals am Mikro verschiebt Maßstäbe, ob man dem Hörfunk über die Hintergrundberieselung hinaus Bedeutung beimißt oder nicht. Daß es auch andere Angebote gibt, ist unbestritten. Wenn aber, wie das D-Radio zeigt, bald 10 Jahre lang brav entsprechend den Kultus-Vorgaben ins Leere gesendet wird, sind derlei Angebote vor allem wertlos.*   Es wäre von Bedeutung, zu wissen, wie Ihre Partei gedenkt, dieses schwerwiegende Defizit öffentlich-rechtlicher Grundversorgung seit 1994 zu beheben. Daß man mit dem Deutschlandradio nach der RIAS-Abschaltung durch entsprechende „kulturelle“ Vorgaben von außerhalb des Senders systematisch sämtliche Hörer verjagt hat, kann ja wohl nicht bestritten werden. Dem aufmerksamen Beobachter blieb dabei nicht verborgen, daß Intendanz und Programmführung diesen von außen aufgedrückten Einflüssen zuzuordnen sind.*   Zum Abschluß darf daran erinnert werden, daß der RIAS eine Menge Kultur- und Klassikelemente geboten hatte, aber genauso populäre Inhalte. Allerdings waren dazu zwei Programme Voraussetzung, und vor allem die entsprechende personelle Substanz in j e d e m  der Bereiche. Das Rad muß nicht neu erfunden werden, zumal sich die heutigen Fähigkeiten der Erfinder auf dem Sektor so zweifelhaft darstellen. Die SFB/ORB-Fusion böte im übrigen eine gute Gelegenheit, dem RIAS- Funkhaus den bestimmungsgemäßen Zweck zurückzugeben. Spätestens, nachdem die Leitung des Deutschlandradios versuchte, das RIAS-Symbol vom Dach zu holen, sollten Zweifel an deren Daseinsberechtigung und an diesen direkten oder indirekten Personalentscheidungen der Länder angebracht sein. Inzwischen soll man sich für die Stromsperre der Beleuchtung entschieden haben. Peinlich, was Ihre Kollegen in den Ländern zu verantworten haben.   Mit freundlichen Grüßen .....


 Gruene  

Antwort auf obigen Brief von den Grünen.
Vielen Dank für Ihre Anfrage der Grünen Position zur Hörfunkstruktur in der Bundesrepublik. Wir wollen die Duale Rundfunkordnung in ihrer jetzigen Form erhalten und weiterentwickeln. Medien- und Kulturpolitik ist in Deutschland vor allem Ländersache. Wir setzen uns für publizistische Vielfalt und die Entwicklung einer offenen und demokratischer Medien- und Kommunikationsstruktur ein. Dazu gehören der öffentlich-rechtliche und der nichtkommerzielle Rundfunk als Gegengewichte zum privatrechtlich-kommerziellen Rundfunk. „Hier ist RIAS- Berlin- eine freie Stimme der freien Welt“ – diesen berühmten Satz kannte wohl jeder. Zweifelsohne stand RIAS Berlin, für freien Rundfunk, für objektive Information und gute Unterhaltung. Aber dies ist längst vorbei. Trotzdem ist er in den Herzen seiner Hörer noch weiter am Leben. Den RIAS gibt es nicht mehr, denn er hat seine Aufgaben erfüllt. Diese Entwicklung sollte man im historischen Kontext betrachten. Wir leben heute in einer ganz anderen Zeit. Der RIAS- Rundfunk im amerikanischen Sektor- sendete von 1946- 1993 aus dem Westteil Berlins mit einem Sonderstatus unter den deutschen Rundfunkanstalten. Gegründet zu Beginn der sich abzeichnenden Spaltung Berlins blieb die Rundfunkstation bis zum Ende den Amerikanern unterstellt. Ausgerichtet hauptsächlich auf eine Zielgruppe, die Hörer in der DDR, war der RIAS im Laufe seiner Entwicklung, vom kalten Krieg bis zur Entspannungspolitik, eine wichtige Informationsquelle für die Hörer im Osten Deutschlands. Mit der Deutschen Einheit 1990 hatte der RIAS seinen Programmauftrag erfüllt. Deshalb fusionierte er Anfang 1994 im Deutschlandfunk und DSKultur zu Deutschland Radio. Die Geschichte vom RIAS ist sicher einzigartig und kann nicht wiederholt werden. Ihre Forderung ein entsprechendes staatsfernes Angebot wie es der RIAS war, wieder anzubieten ist aber nachvollziehbar und verständlich. Mit freundlichen Grüssen,  i.A. Britta Schemel
Anmerkung des Webmasters: Der Antwortbrief ist wörtlich wiedergegeben. Für Schreibfehler keine Haftung! Mit freundlicher Genehmigung von J.B. - November 2002 www.studio89.de


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