Inhalt: Der letzte Überlebende vom Rock over Rias Gründerteam
Olaf Leitner
, geboren 1942 in Berlin, studierte Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaften an der FU Berlin, spielte in einer Rockband, arbeitete bei verschiedenen Zeitungen und war von 1974 bis 1992 Musik- und dann kulturpolitischer Redakteur beim RIAS Berlin, 1992-1994 Ressortleiter Kultur bei Radio Brandenburg. Er ist bis heute Kolumnist beim Berliner tip-Magazin, veröffentlichte 1983 das Buch „Rockszene DDR“, 1999 das „Dschungelbuch der Liebe“ und 2002 „West-Berlin! Westberlin! Berlin/West! Die Kultur – die Szene – die Politik“. Leitner moderierte auch bei Radio 1, DT 64 und seit 2008 bei ByteFM. Olaf Leitner verschaffte dem Ostrockbarden Klaus Renft eine Stelle beim RIAS Berlin, die er als Musikredakteur von 1976-1981 ausübte. Stets hatte er einen engen Draht zur Ost-Rockmusik. 1977 Regisseur beim Film "Saitenwechsel".Ein Gedicht um Mitternacht
Beitrag von Olaf Leitner in "Freitag" vom 5.9.2003. Olaf Leitner erklärt, wie die musikalischen Ost-West-Beziehungen im Schatten der Mauer funktionierten.Weil ich der einzige Überlebende aus dem Gründerteam von Rock Over RIAS bin. Walter Bachauer ist 1989 gestorben, Barry Graves 1994. Walter, im RIAS für Avantgarde und alles Schräge zuständig, hat damals, 1975, die Idee eines mehrtägigen Rockmarathons durch die hauseigenen Gremien gejagt und zu dessen Verwirklichung beigetragen. Walter war ein brillanter Verkäufer auch der verrücktesten Ideen. Seine Metamusik‑Festivals als eine der Aktivitäten der Festspiele GmbH sind unvergessen. Da sang – Nico in der Nationalgalerie "Deutschland Deutschland über alles" wie ein Requiem und quetschte dabei die Tasten ihres Mini‑Harmoniums. West‑Berlin durfte dem Gesang Tibetanischer Mönche lauschen, Steve Reich führte sein "Drumming" vor, ein Paradebeispiel der Gattung minimal music. Die Teilstadt hat durch den Bachauer wunderbare Sachen kennen gelernt.
Barry war genial. Barry baute beharrlich, wenn auch unaufdringlich, an seinem Mythos. Er hatte irgendwas Wirtschaftswissenschaftliches studiert, ob er wirklich in White Plains / New York geboren wurde, weiß ich nicht, er begann frühzeitig seinen Namen Jürgen Deutschmann zu tilgen und uns das Barry Graves einzubimsen. Die liebevollen Weihnachtspakete, die ihm seine Eltern in den RIAS schickten, gab er sofort zur allgemeinen Plünderung frei - so als ob es ihm peinlich war, reale, weltliche Vorfahren zu haben. Er war ein begnadeter Schreiber mit Sachkenntnis und großem Vokabelfundus, er schrieb für Zeitungen und schrieb Bücher ("Elvis-King der verlorenen Herzen") und zusammen mit Sigi Schmidt-Joos das inzwischen legendäre "Rock-Lexikon". Er konnte loben und tief verreißen, aber ohne Häme und ohne die zynische Künstlerverachtung, mit der damals Postillen wie "Sounds" hausieren gingen. Er war als Rockpublizist in den 70er Jahren eine Instanz. In West-Berlin war er einer der Besten.
Nach dem ihm sein Mentor, der einstige Programmdirektor Herbert Kundler, die Huld entzogen hatte, weil der Wind nun plötzlich anders wehte. Er wanderte zum SFB ab. Barry war eines unserer vielen Opfer, die Schiwys Clan im Haus zu verantworten hatte. Was heißt das? Schiwy machte aus RIAS II eine Popwelle; rias2. Prima dachten wir damals, also mein Redakteurskollege Christian Graf und ich, prima, jetzt treten wir voll auf's Gas, wir haben mit Burghard Rausch, Uwe Wohlmacher, Sabine Korsukewitz, Holly-Jane Rahlens und vielen mehr die Spezialisten- die kommen jetzt voll zum Zuge. Pustekuchen. Der Schiwy-Clan hatte seine eigenen Leute, voll dynamisch, pflegeleicht und durchaus fähig, die nunmehr von der Plattenindustrie vorgegebenen Schwerpunk-Musiktitel ins Programm zu hauen. Eine individuelle Musikauswahl, ein Musikprogramm, was sozusagen vom Fachmoderator durchkomponiert wird, mit eigener Dramaturgie und mit eigenem Spannungsbogen- das war plötzlich Schnee von gestern. Es reichten 300 Titel, die alle anderen Sender auch spielten. Verzeihung, die "Hits".
Wir mussten unsere Leute vor die Tür setzen. Aber die meisten haben noch ein Plätzchen in anderen Sendern gefunden. Obwohl sie Fachleute waren. Und sind. Burghard ist bei Radio Bremen ständig damit beschäftigt, den Flurschaden, den die Apostel des Format-Radios in ihrer Einfalt anrichten, zu begrenzen. Barry arbeitete fortan für "Radio 4 U" und hernach für die deutsch-deutsche Rockwelle FRITZ! Dass er den Ost-Kollegen erst einmal brieflich Inkompetenz vorwarf, kann man als typisch Grave'schen Ausrutscher abheften- Barry liebte die heftigen Spontanreaktionen und liebte es noch mehr, sie in Brandbriefen niederzulegen. Der Brief Barry hat den Rundfunk nachdrücklich verändert, hat ihn mit originellen Präsentationensmodellen angereichert und das Radiopublikum auf sensibleres Zuhören eingeschworen. Er hat neue Sendeformen geschaffen und dabei Hörspiel- und Feature-Elemente in seine Shows einbezogen und mit Elementen der aufkeimenden Elektronik angereichert. Und der RIAS hat ihn, à la bonheur, gewähren lassen. Es ist ein Jammer, das die von ihm eingeführten Innovationen im Zeitalter der formalen und inhaltlichen Mediengleichschaltung wieder in Vergessenheit geraten sind. Für experimentelles Radio, für akustische Raffinements, für klugen Aberwitz im Äther interessiert sich niemand mehr.
Es war die Rache für die Niederlage in der Schweinebucht! Spass beiseite: Zuerst das Formale: Wir hatten zwischen Weihnachten und Neujahr und in den Sommerferien fünf bis sechs Nächte mit fünf bis sechs Stunden Sendezeit, um ein differenziertes Rockmusikprogramm abzustrahlen. Es war gespickt mit Informationen, Hintergrundberichten, Live-Interviews mit Studiogästen. Wir hatten sogar Ü-Wagen zur Verfügung, mit denen unsere Reporter nachts in der City unterwegs waren. Auch in der rauen Zeit bei den Hausbesetzern, Mitten in einem Live-Interview haben sie, oder ihre Kumpel, uns das Kabel durchgeschnitten. Das war die typische linke Medien-Blödheit, es ging ja schließlich darum, ihre Ansichten weiterzugeben. Anarchie hat eben eigene Gesetze.
Gleichviel - es bestand zudem die Möglichkeit für die Hörerschaft, mit uns zu telefonieren. Das wurde weidlich genutzt zu Anregungen, Kritik und Ermunterung. Unser Musikangebot war thematisch geordnet, es gab zumeist einen Oberbegriff mit möglichst vielen Unterabteilungen und sorgfältig ausgesuchte Musikstücke.
Ja, dieser neudeutsche Begriff trifft es. Wir wussten, dass ein Großteil unserer Hörerschaft Tonbandgeräte und Kassettenrecorder plus zahllose Bänder und Kassetten bereitzuliegen hatte, um möglichst viel von der Sendung mitzufräsen. Es gab Leute, die wegen schlechter Empfangsbedingungen ihren angefeuchteten Zeigefinger an die Antennenbuchse drückten, um selber als Antenne zu fungieren und den Empfang zu verbessern. Respekt!
In Neukölln oder Schmargendorf schon, nicht aber unbedingt in Prignitz, in Marzahn oder in Cottbus. Unser Adressat war das junge DDR-Volk. Das hatte wenig Auswärtiges im Plattenschrank und jeweils am Morgen danach ziemlich gerötete Augen und war nicht gerade topfit.
So schrieben die Zeitungen. Die leeren Regale wurden quasi zur Metapher für das Ganze. Das Aufnahmematerial war übrigens nicht billig, der Nachwuchs musste kräftig in die Tasche greifen.
Es war der Programmauftrag des Senders, unseren Brüdern und Schwestern hinter, oder, wenn man so will, vor der Mauer die ewigen Wahrheiten zu verkünden und westliche Lebensart einzubimsen. Dazu gehörte einerseits die aktuelle Analyse angesichts irgendwelcher neuen Streiche des Politbüros, dazu gehörte es, über neue Spitzenleistungen des DDR-Sports zu berichten, egal ob mit oder ohne dope, dazu gehörte es aber auch, den Brothers & Sisters die Musik ins Haus zu bringen, die man in den Gefilden des weltweiten Kapitalismus zu hören bekam, und die den DDR-Kids durchaus gut mundete.
Das meinten aber nur die Führungsetagen, Gott habe sie selig. Für die hieß RIAS "Rundfunks Im Antikommunistischen Stil". Interessant dabei ist folgendes: Populärmusik ist ein Ideologieträger. Das hatte die SED ganz richtig erkannt. Sie wusste, dass über Rock und Pop die Jugend am ehesten zu packen ist. Für die Partei war eine der wichtigsten Unterabteilungen im Kulturbereich die sog. "Unterhaltungskunst". So vornehm titulierte man das Showbusiness im Lande sozialistischer Ästhetik und Normierung. Eine Binsenwahrheit: Die Popmusik war und ist für die meisten Jugendlichen die einzige Schnittstelle zum Kulturbereich. Folglich musste die SED ein- und angreifen, um den input feindlichen Fühlens, Denkens und Sehens zu konterkarieren, was letztlich aber nie funktioniert hat. Weshalb die DDR-Kulturpolitik immer opportunistischer war.
Sie haben das, was heute verboten war, morgen dann doch immer erlaubt, weil es nicht zu verhindern war. Egal ob es Jeans, Koteletten, Bärte, Schiebermützen oder Plateauschuhe waren. Die Kulturadministration hatte offenbar reichlich Zeit und Muße, sich tagelang über die Länge einer Haarsträhne beim Bühnenauftritt zu echauffieren. Sie hatte Zeit dafür, die Künstler meistens nicht. Sie mussten viel kreative Energie im Kampf mit machtgeiler Inkompetenz verplempern. Eine der ersten großen Debatten, das berüchtigte 11.Plenum des ZK der SED, fand im Dezember 1965 statt. Es war sicher auch eine Reaktion auf das Rolling-Stones-Konzert im September des gleichen Jahres, als in West-Berlin die Waldbühne zertrümmert wurde und einige S-Bahn-Wagen zu Bruch gingen. Die S-Bahn gehörte damals der DDR. Beim Plenum wurde die "Beatmusik" als Beweis imperialistischer Massenbeeinflussung von Staatschef Walter Ulbricht höchstselbst verdammt, viele Künstler, etwa Wolf Biermann, bekamen die Rote Karte oder wurden wie viele Schriftsteller oder Filmemacher böse gerügt. Die Unterhaltungskunst, zumal wenn ihre Elemente aus dem Westen via Medien in die DDR drangen, wurde zum "Hauptkampfplatz der Ideologie" erklärt, jeden öffentlichen Auftritt klopften spezielle Gremien vorher auf ideologische Treue hin ab. Aber die ideologische Diversion seitens des RIAS mit Hilfe von Pink Floyd, Eric Clapton, den Stranglers, J.J.Cale, Bob Marley oder Peter Tosh ect.,pp. wurde vom DDR-Publikum durchaus geschätzt und Rock Over RIAS bekam in der DDR Kultstatus. Sogar dem Spiegel waren wir eine Geschichte wert. Ich bin ziemlich sicher, dass westliche Popmusik mit dem, was sie an Lebensgefühl transportierte, sicher ein Nagel im Sarg der DDR war. Ein weiterer Nagel war die landeseigene Variante dieser Musik, der DDRock selbst, der in seinen besten Werken den jugendlichen eine ideologische Richtung wies, die keineswegs anti-sozialistisch oder revanchistisch war, wohl aber vom Ideal sozialistischer Lebensweise à la ZK der SED erheblich abwich.
Ja und nein. Ich bin sicher, der RIAS hat sich generell erfolgreich bemüht, in erster Linie auf vielen Gebieten Fachkompetenz zu demonstrieren und weniger den Propagandaknüppel zu schwingen. Wir hatten hochprofessionelle Fachredakteure und großartige Reporter. Ein Mann wie Jürgen Graf konnte live und weltgewandt vom Wiener Opernball berichten, kannte die Politiker, die da aufkreuzten und die Stars, die da mit den Brillies klapperten. Das war auch eine Art von Propaganda, aber eine der subversiven und intelligenten Art. Die Schnitzler-Agitprop-Variante hätten die DDR-Bürger m/w nicht geschätzt, denn sie waren nicht so bescheuert, wie sie von ihren eigenen Einpeitschern eingeschätzt wurden. Was die RIAS-Bosse da aber mit ihrer Abt. "L-Musik", also der Leichten Musik, wo der Rock- und Popbereich redaktionell angebunden war, für eine effektive Propagandamaschine im Gebäck hatten, haben sie wohl kaum bemerkt. Es war ihnen auch irgendwie egal. Weil es ihnen eh zu laut war. Begonnen hatte das alles mal mit Fred Ignors "Schlager der Woche", eine Kultsendung aus den 50er Jahren. Später hatte der RIAS dann eine neue Ikone, die von der Programmdirektion höchstselbst mit Pointen in Richtung DDR gefüttert wurde: Lord Knud. Einst Bassmann der Popband The Lords, stieg er nach seinem Autounfall mit Beinverlust erst zum Kolumnisten der B.Z. auf und wurde dann DJ einer Evergreen-Show des RIAS, die regen Zuspruch diesseits und jenseits der Mauer fand.
Ja, sie dröhnten sich gemeinsam zu, und die Sprüche, die Neuss ihm mitgab, hatten besondere Qualitäten. Einer der schönsten Gags ging so: Warum kaufen sich die Armen zu Weihnachten immer die Bild-Zeitung? -?- Damit sie wenigstens die Gänsefüßchen essen können.
Das hebt auf das Springer- Dogma ab, die DDR in allen Publikationen des Verlages immer als "DDR" zu schreiben, also in Gänsfüßchen zu setzen. Damit sollte sie als Kuriosum, Provisorium, als nicht legitimierter Staat verunglimpft werden. Im RIAS gab es einen Nachrichtensprecher, der das Prinzip auf den Sender übertrug und immer vor dem Begriff DDR eine kurze Pause machte, um die drei Buchstaben dann dezent, aber unüberhörbar, zu betonen: "Der sowjetische Außenminister Gromyko ist zu einem zweitägigen Besuch in der...DDR eingetroffen..." Kleinkram. Welche Langzeitwirkung das hatte, weiß ich nicht. Pop und Politik: Es hat sich nie ein Bundeskanzler seinerzeit mit Lindenberg, den Scherben oder den Scorpions auseinander gesetzt. War ja auch nicht nötig. Aber die "andere Seite", die "drüben", haben es bis in die Machtzentrale hinein sehr ernst genommen, wenn wir MC5 oder die Sex Pistols über die Mauer hinweg in die Lichtenberger Wohnstuben geschickt haben.
Weil ich wegen meiner West-Berliner Rundfunktätigkeit und einer gewissen Kenntnis DDR-eigener Strukturen auf dem Gebiet der "UK" zum staatlich anerkannten Staatsfeind der DDR aufgestiegen war, und die Stasi voller Bewunderung Dossiers über mich "für den internen Gebrauch" verfasst hat. Darin wurde ich neben dem RIAS-Chefredakteur und dem Leiter unseres Monitor-Dienstes, der damals alle wichtigen DDR-Sendungen mitgeschnitten hat, als besonders gefährlich und subversiv gelobt. In den Sendern selbst galten damals Rockmusik-Redakteure als notwendiges Übel, rangierten kurz vor der Klofrau. Plötzlich wurde man nun von der anderen Seite hoch wichtig genommen. So wichtig, dass mir die Stasi einen Top-Spitzel an die Waden geklebt hat, den "IM Pergamon". Es war übrigens der Cheftexter der Puhdys. Er war äußerst eifrig und hat unter seine Berichte immer gleich den Straftatbestand und quasi gleich das Gerichtsurteil vorausblickend mit aufgeschrieben. Andere Kollegen wurden natürlich auch bespitzelt, Burghard Rausch beispielsweise. Im übrigen standen RIAS-Leute vice versa immer unter CIA-Verdacht.
Hätte mir gern bei den westlichen Schlapphüten ein Zubrot verdient mit meinem Wissen über die DDR-Massenkultur. Aber leider leider war das Interesse der CIA an dem Thema gleich Null. Das hat meinen Stolz sehr verletzt.
Ja, und wie, da sind richtige Freundschaften entstanden, auch wenn einige davon Stasi-durchseucht waren. Wäre ich rechtzeitig zwecks Akteneinsicht zur Gaukbehörde gepilgert, hätte Lutz Bertram vermutlich nicht ganz so lang das Morgenmagazin von Radio Brandenburg selig moderieren können. Was durchaus ein Verlust gewesen wäre. Denn er taucht in meiner Akte ganz sicher und nachweisbar auf. Ich habe ja Ende der 70er, Anfang der 80er, an einem Buch über die DDR-Rockmusik gearbeitet und viele Kontakte aufgebaut. Mit Jürgen Balitzki, Mischko oder Wolfgang Martin von DT 64 bzw. "Stimme der DDR" habe ich Platten ausgetauscht: Die brauchten die neu XTC, ich wollte die neue Rockhaus. Die Kollegen haben nach und nach dann selber alles spielen können, was ihnen sendenswert erschien. Ulbricht hat langfristig also nicht gesiegt.
Gelobt sei der stern. In dessen Ost-Berliner Redaktion hatten wir Freunde, die als Kuriere fungierten, da sie beim Mauerdurchqueren nicht kontrolliert wurden. Sie schleppten AMIGA-Platten nach Schöneberg, und Virgin- oder Island-Scheiben in Richtung Nalepastraße. Danke, Harry, noch einmal von dieser Stelle!
Ja, das war meine Variante der Ostpolitik. Andererseits habe ich die Intendanten des RIAS, die letzte Zeit häufig wechselten, in etlichen Dossiers darauf hingewiesen, wie attraktiv die DDR-Sender mit ihren Musikangeboten für die Jugend geworden seien und wie sie uns sogar schon Hörer abjagten. Georg Gafron, heute Berlins Medienpapst, suchte damals einen Job bei uns und hat für mich gegen Honorar Musiklisten geführt, die belegt haben, wie viele West-Titel der DDR-Rundfunk einsetzte, um DDR-Bürger von der täglichen Republikflucht via Westmedien abzuhalten. Ich wollte damit erreichen, dass wir wachsam sein und uns nicht auf Lorbeeren ausruhen sollten.
Nein, nur ein nettes Schulterklopfen, bevor die Dossiers in den Papierkorb wanderten. Der RIAS hat Mitte der 80er Jahre als Entsorgungsstelle für verdiente Mitglieder des CDU-Volkes gedient, da wurden Leute zu Intendanten oder Programmdirektoren gekürt, die irgendwie weg mussten, bei uns nichts bewirkten, die nichts über den RIAS, seine diffizile Lage und seinen Stellenwert in der Region wussten, die aber in Betriebsversammlungen große Reden über unsere Liebespflichten den Amerikanern gegenüber schwangen. Obwohl sie keine Ahnung hatten, wo sich beispielsweise die Andrew- Barracks bestanden. Dann verschwanden sie wieder, einer bei der Deutschen Bank, wo er sich noch eine Weile als Kulturzuständiger spreizte, bevor ihn ein gütiger Gott erlöste. Ein andere ist dann später wegen übler Machenschaften beim NDR von der Karriereleiter gepurzelt und rausgeflogen. Ein Sonderfall war Peter Schiwy, der für Springer in Hamburg arbeitete, nach Berlin kam, vom RIAS zum NDR und dann erneut vor und zurück hüpfte und jedes Mal eine Stufe höher stieg, erst RIAS- dann NDR-Intendant wurde und letztlich bei den Privaten landete. Schiwy hat 1985 den CDU-Durchmarsch beim RIAS geleitet, hat mit der neuen Variante von rias2 das Hörervolk auf das Niveau der Privatsender konditioniert und Medienwissenschaftler engagiert, die das Radio künftig zum "Sekundärmedium" herab zu stufen hatten.
Das mit dem "Sekundärmedium" war wohl pejorativ gemeint, obwohl es grundsätzlich ja stimmt: Man hört Radio nicht exklusiv, sondern in Verbindung mit irgendwelchen Tätigkeiten, sei es beim Heimwerken, beim Bügeln oder im Auto. Und gerade da ist es in Wahrheit das Primärmedium, denn das Autofahren macht man nebenher. Man sitzt in einem abgeschlossenen Raum, fast als habe man Kopfhörer auf und bekommt intensiv alles mit, was der Sendemast abstrahlt. Versteh deshalb nicht, weshalb das die Begründung für die Verblödungsstrategien sein musste. Folgerichtig ist rias2 dann irgendwann zu r.s.2 geworden, einem Privatsender.
Ich hörte davon, mag sein. Wenn ja, ist das ein aparter Vorgang: eine Anstalt darf nicht wegen ihrer journalistischen Verdienste überleben, sondern weil ein hausverwandtes Programm, gestrickt aus industrie-diktierten Hits, aus Schmalspurinformationen, aus reglementierten, also gestylten Sendeabläufen und auf Null gesetzten Moderatoren eine Weile Furore macht, bevor es im Kreis der Epigonen versandet oder nahezu unkenntlich wird. Nein, unkenntlich stimmt nicht weil sie unentwegt ihre Stations-Jingles, ihre stations identifiction, in den Äther werfen. Neben Schiwy hat auch der bereits erwähnte RIAS-Ex-Programmdirektor Kundler versucht, noch am Schlemmertrog der Privaten zu naschen und sich da auch irgendwo engagiert. Das ist kein Verbrechen, nur muss man wissen, dass es mit Beginn der dualen Medienlandschaft allen RIAS-Mitarbeitern strengstens verboten war, auch für Privatstationen zu arbeiten. Das galt als Hochverrat. Und als Kundler, zurückgestuft vom Schiwy-Clan, zum Hauschronisten abstieg und eine Geschichte des RIAS herausbringen musste, ließ er am Ende des Buches zwei Leute den RIAS preisen, die nach mehr oder weniger kurzem Gastspiel abgetaucht waren: Georg Gafron, unser schon erwähnter Medien-Papst, machte erst mal erfolgreich Hundert,6. Und Thomas Dittrich. Thommy ist ein Bruder des Komikers, selber weit weniger komisch, aber immer in gutes Tuch gewandet, war er für Schwenkos kurzes Radioabenteuer JFK nicht unbedingt super erfolgreich, er nervte später im Gesamt-Berlin mit einem Talk-Radio, für das er kurzfristig Lutz Bertram reanimierte, um dann irgendwie zu entschwinden.
Durchaus. D-Radio Berlin setzte sich zusammen aus RIAS-Leuten und Kollegen m/w aus dem Osten, von DS-Kultur. Diese ehemalige Notgemeinschaft war anfänglich krisengeschüttelt und leidet noch immer unter den Nachwehen. Dennoch sind das Deutschlandradio insgesamt, also der Deutschlandfunk und das Deutschlandradio Berlin, einer der wenigen Hoffnungsschimmer in der gesamtdeutschen Radiolandschaft, die uns entweder Dudelfunk, Blödel-Wellen und Magazinitis mit Häppchen-Journalismus verordnet. Oder aber die Kulturprediger, die man unüberwacht schalten und walten lässt, bei denen die Unkultur schon mit Brahms beginnt, und die, in Unkenntnis modernerer Komponisten oder Stilrichtungen, an Bach, Beethoven oder Mozart kleben wie die Fliegen am Honig. Und für die, falls sie sie kennen würden, Moby, Tom Waits, Nick Cave, Prince, gar die Ur-Oldies Bob Dylan oder Jerry Cotton war-Schund und Dreck. Mozart wäre vermutlich nicht so verkalkt und verbohrt wie die Sachbearbeiter der Abt. Hochkultur. Denn nebenbei gesagt: Als Mozart "Die Entführung aus dem Serail" schrieb und Prince sein "Purple Rain", waren sie gleich alt- 26. Will sagen: Das Radio, das aktuellste, schnellste und für die Zielgruppe unaufwendigste Medium, geht ohne Not vor die Hunde.
Ja, der RIAS glaubte, DT nach der Wende übernehmen zu müssen. Ich weiß nicht, auf wessen Konto diese hirnrissige Idee ging. Es muss ein ziemlicher Plattkopf gewesen sein. Die KollegInnen und die Fans von DT haben sich tapfer gewehrt und sich letztlich durchgesetzt. Obwohl sich der Übergangsintendant des einstigen DDR-Rundfunks damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, sein Protest gegen diesen Aberwitz hielt sich sehr in Grenzen. Heute steht er Antenne Brandenburg vor und ist stolz darauf, die Kultur in seinem Laden abgeschafft zu haben. Das Übernahmespektakel, das Zusammenschließen von RIAS und DT, habe ich noch als Mitschnitt auf Kassette. Beim Abhören stehen mir noch heute die Haare zu Berge. Der RIAS hat da unter den jungen Hörern einiges an Renommee verloren. Für nix.
Das ist ungerecht, wie man inzwischen weiß. Der Sender hätte anlässlich des 17.Juni und seiner Folgen massiv den Generalstreik für die DDR ausrufen können, wozu ihn Gewerkschafter-Ost überreden wollten. Er hat es klugerweise sein lassen. Die wenigen Kalten Krieger, die im RIAS saßen, waren alles ehemalige DDR-Bürger. Sie hatten ihren persönlichen Groll im Leib und mit ihrer Ex-Heimat noch ein Hühnchen zu rupfen. Jüngere RIAS-Redakteure und Mitarbeiter machten ihren Job ehrbar, auch wenn sie angesichts gewisser Zustände "drüben" gelegentlich deutlich wurden. und die ganz Jungen wussten von der DDR so viel wie unsereins von der Quantenphysik. Sie kannten, wie die meisten Wessis, das Land nur vom durchfahren, als Verkehrshindernis zwischen Hamburg und Reinickendorf. Leute mit Direktkontakten ins Sendegebiet der DDR gab es wenige, Hans Georg Soldat zum Beispiel, Literaturredakteur, kannte die wichtigsten DDR-SchriftstellerInnen auch persönlich und hat sicher viel zu ihrem Bekanntwerden im Westen beigetragen.
Stimmt, und jetzt wird's pervers- darf ich noch mal ausholen? Gut, also die Rockbands der DDR waren einerseits so was wie Botschafter der Westmusik. Eine Gruppe wie Electra aus Dresden musste neben eigenen Werken den Fans auch einen Hauch von Jethro Tull liefern, die Puhdys gaben Uriah Heep oder Deep Purple, die Gruppe Transit klang sehr nach Lindenberg. Was Wunder- die Bands und Interpreten-West kamen nicht oder erst sehr spät in die DDR, die landeseigenen Bands mussten sie imitieren, um wenigstens einen Hauch von Internationalität anbieten zu können. Das wurde vom Publikum dankbar angenommen, aber nicht langfristig honoriert. Zumal alle bekannten DDR-Bands, besonders wenn sie einen Reisepass errungen hatten, als angepasst, quasi als Parteikollaborateure, angesehen wurden. Motto: Wer Privilegien hat, muss wohl auch Zugeständnisse gemacht haben. Wenn nun Leitner mittwochs in seiner "Mischkothek" eine Platte von Wolfram Bodag und den Engerlingen spielte, bedeutete dies wohl, dass diese Band nicht schlecht sein könne, denn sonst hätte der da im RIAS ja wohl lieber die Stones, Kevin Coyne oder Van Morrison gespielt, Auswahl genug hatte er ja. Ich durfte sozusagen Ritterschläge verteilen, das Gütesiegel West auf die DDR-Gruppen pappen.
Das sehe ich auch so. Es hat auch weniger etwas mit meiner Person als vielmehr mit meiner Funktion als Medien-Westler zu tun. Was mich von anderen unterschied, was nur meine umfangreiche Sammlung von AMIGA- Platten. Der Westen war eben für die Rockfans das Paradies, die Kompetenz, der Hort der Glückseligkeit, und wir Radioleute von SFB und RIAS waren die Abgesandten des Himmels. Heute ist der rosa Schleier längst weg, der brutale kapitalistische Alltag, den das alte Neue Deutschland immer gepredigt hatte, wird seit fast anderthalb Jahrzehnten täglich durchlitten. Und die Bands der DDR, ob sie noch tingeln oder nicht, sind längst heilig gesprochen. Mit Recht.
Richtig. Die Idee, ab 1968 eine tägliche Live-Sendung für Jugendliche zu installieren, war eine späte Reaktion auf das Jugendradio DT 64 des DDR-Rundfunks. Die neue Sendung sollte ein Instrument der Propaganda und Gegenpropaganda sein. Man wollte den Kollegen in der Nalepastrasse zeigen was 'ne Harke ist und ihnen Publikum wegnehmen. Das hat wohl funktioniert.
Dadurch bekamen die Treffpunkt-Moderatoren, die ja keine ausgewiesenen DDR-Sachverständigen waren, etwas DDR-Atmosphäre vermittelt.
Eigentlich nicht. Die Stasi-Männchen hockten überall in den DDR-Briefkästen. Aber es gab ein ausgeklügeltes System von Deckadressen. Der Trick: ein Name wurde erfunden und in einer realen Straße angesiedelt, deren Hausnummer aber nicht existent war. Die Mettestraße in Schöneberg z.B. war sehr kurz, es gab keine Mettestraße 31. So hieß das für die Post, diese Einsendungen an den RIAS weiterzuleiten. Die Adresse wurde turnusmäßig so gewechselt, dass die Staatssicherheit mit der Aktualisierung nicht nachkam.
Ich bewahre. Der Inhalt der DDR-Post bestand überwiegend aus Grüßen und Musikwünschen. Ein Kritiker namens Uli Joho mokierte sich in der Zeitschrift "FF-Dabei" (DDR) über die "Großdummheiten", "mit denen sich einschlägige westliche Rockmusiksendungen allzu gern jugendfrei geben: in der Machart von "Der größte Stones-Fan von...grüßt die Hungerpeitsche in..." Die "Großdummheiten" kamen nun leider von Johos Landsleuten und waren den Stasi-Postschnüfflern durchgeschlüpft. Nach der Wende haben sich einige MfS-Mitarbeiter damit gebrüstet, alle RIAS-Post entdeckt und konfisziert zu haben. Ich hab mal nach der Wende die Hörerpost-Statistik des RIAS durchgesehen und festgestellt, Mielkes finstere Garde hat ganz schön geschlampt. Da war 'ne Menge durchgerutscht.
Olaf Leitner trat mit seiner Band "Team Beats" Berlin 1965 als Vorgruppe der Rolling Stones in der Waldbühne auf. Weil das Konzert keine halbe Stunde dauerte, zerlegten die Fans die Einrichtung.
taz:
Herr Leitner, Sie haben am 15. September 1965 mit den "Team Beats Berlin" im Vorprogramm der Rolling Stones in der Waldbühne gespielt. Es wurde aufgrund der anschließenden Faneskalation zu einem der legendärsten Rockereignisse in Berlin überhaupt. Spürten Sie damals schon den historischen Augenblick?
Olaf Leitner
Der Auftritt war schon etwas Besonderes, da die Rolling Stones 1965 bereits einen legendären Ruf besaßen. Vor allem die Kulisse war toll für uns, denn wir haben ja sonst überwiegend in Tanzbuden gespielt. Eigentlich waren wir eine Jugendfreizeitheimband und übrigens nur eine von drei Vorbands der Stones.
Ich würde sagen Rhythm and Blues. Unserer Vorbilder waren Van Morrison, damals noch bei Them, John Lee Hooker, und natürlich haben wir den besseren Hitparadenkram gespielt wie The Who.
Wir besaßen immerhin einen Manager und der war einigermaßen professionell. Er hat uns immer als die Allergrößten vermarktet, zumindest als die größte Amateurband Deutschlands, was wir eigentlich eher peinlich fanden. Er brachte uns auch dauernd mit kleinen Skandälchen in die Zeitung. Weil ein Musiker von uns Finanzbeamter lernte, fragte einmal sogar die Bild-Zeitung auf Seite eins: Beamtenbeatle, geht das überhaupt? Durch seine Cleverness hatte uns unser Manager aber auch mal einen Gig im legendären Starclub Hamburg beschafft und dafür gesorgt, dass wir sogar bezahlt wurden, während andere Bands wochenlang auf ihre Gage warten mussten. Für den Auftritt beim Stones-Konzert haben wir allerdings keinen Pfennig gesehen. Da lautete der Deal: Okay, ihr könnt vorher spielen, kost ja nix. Wir waren natürlich trotzdem heiß drauf.
Na ja, die absolute Mehrheit der 22.000 Zuschauer wollte natürlich nur die Stones sehen und nicht die Vorgruppen. Deshalb hatte ein Teil des Publikums für uns im wahrsten Sinne des Wortes nur n Appel und n Ei übrig, die sie während unseres Auftritts auf die Bühne warfen. Nach zwanzig Minuten traten wir wieder ab.
Wir hatten keinen direkten Kontakt zu den Musikern, bis auf einen kurzen Moment, als sie nach ihrer Show von der Bühne stürzten und ich im Getümmel von Mick Jagger einen Schubs in den Rücken bekam. Wir hatten im Katakombengang gestanden und wollten die Stones abpassen, weil wir ernsthaft daran dachten, sie noch auf ein Bier einzuladen. Aber die sind nach ihrem Kurzauftritt sofort ins Auto und ab ins Hotel. Ihr Konzert hatte gerade mal 20 bis 25 Minuten gedauert.
Sicherlich. Außerdem hatte der Veranstalter das Licht ausgeknipst, wie er überhaupt alles falsch machte, was falsch zu machen war. Aber der Mann, irgendein Kneipier vom Wittenbergplatz, hatte auch gar keine Erfahrung mit so einem Großkonzert. Jedenfalls waren die Zuschauer stinksauer, als die Zugaben ausblieben. Zwar zogen die meisten Fans friedlich ab, aber ein harter Kern tickte völlig aus. Der zertrümmerte systematisch die Holzbänke in den Sitzreihen.
Wir schauten uns das von oben an, wobei mir vor allem das Geräusch unvergesslich ist. Es klang wie das Knistern bei einem Waldbrand in einem Talkessel, als die Leute die Bänke zertraten. Die ließen ihren ganzen Frust raus, zumal die Stimmung bereits vor dem provokant kurzen Auftritt der Stones aufgeladen war. Dazu hatte die Presse ihren Teil beigetragen.
Aber natürlich. Selbst in der Zeit, die schon damals ein liberales Kulturblatt war, stand nach einem Beatles-Konzert in Hamburg: Wir haben uns mal einen Scherz erlaubt und statt eines Polizeireporters einen Musikkritiker hingeschickt. Zwar war es nicht ganz so ein Haudrauf wie in der DDR, weil die neue Jugendbewegung im Westen kein Politikum war, aber spießige Reaktionen gab es auch hier zur Genüge. Bis hin zu Sprüchen der braven Bürger, die Gammler müsste man alle vergasen.
Ja. Danach gab es beispielsweise auch in der linksgerichteten Zeitschrift Blickpunkt des Berliner Landesjugendrings eines der ersten soziologischen Streitgespräche zum Thema Jugendkrawalle als neues Phänomen in Deutschland, an dem ich teilnahm. Das Konzert hatte weit größere Folgen in der DDR, wo das 11. Plenum des ZK der SED ein paar Wochen später einen harten Kurs gegen die Kulturschaffenden beschloss. Auch für die Ostmusiker war nun Schluss mit dem "Yeah, yeah, yeah", wie Staatschef Ulbricht verkündete. Die DDR-Kulturadministration hatte schlicht panische Angst: Oh Gott, wenn das bei uns passiert! Daraufhin wurden ja auch viele Bands in der DDR gegängelt oder sogar mit Auftrittsverboten belegt.
Ich habe absolut keine Ahnung, was diese Sache betrifft. Ich war damals gerade erst ein Jahr beim Rias, der als Reaktion auf den Jugendsender DT64 in der DDR ein durchgehendes Programm aufbaute und Leute wie mich und Barry Graves oder Gregor Rottschalk geholt hatte. Jedenfalls hatte ich die Geschichte mit dem angeblichen Stones-Auftritt völlig verpennt.
Nein, ich habe sie oft genug gesehen und mir ist die "Guck mal, wie gut die noch drauf sind"-Nummer eher peinlich.
Nachfolgend berichtete meine ehemalige Partnerseite über Olaf Leitner
Olaf Leitner studierte Germanistik, Publizistik und
Theaterwissenschaft, magisterte, lernte Journalismus mit Bleisatz
und Satzspiegel beim Telegraf, spielte mit einer mäßig bekannten
Rockband im Vorprogramm der Rolling Stones die Waldbühne kaputt,
jobbte für den Stern und TV Hören und Sehen, kam zum RIAS und war
dort ....
... etliche Zeit Musikredakteur. War Mitbegründer des Rockmarathons
ROCK OVER RIAS, bei dem im Vorfeld der Sendung in der DDR eine
Kassetten- und Tonbandverknappung eintrat. ROCK OVER RIAS war
bundesweit das erste mehrtägige Feature zu bestimmten Rockthemen.
Nächtelang wechselten sich 3 Moderatoren (Leitner, Graves, Bachauer)
ab und spielten die Songs der Fans. Es war ein Programm, mit
traumhaften Einschaltquoten und massenweiser Hörerresonanz. Diese
langen Nächte wurden von anderen Sendern kopiert und mit einem
jeweils eigene Thema erweitert. Nach seiner RIAS-Zeit wanderte Olaf
Leitner in die Kulturpolitik ab, um u.a. Theater-, Buch- und
Filmkritiken abzuliefern. Er hat sich oftmals mit der
Musikproblematik in der DDR beschäftigt. -Die Beatles in der DDR-
ist eines dieser akustischen Themen.
Er schrieb weltweit das erste Buch über sozialistische Kulturpolitik
anhand der DDR-Rockmusik und verfasste Drehbücher fürs ZDF
(Kinohitparade, Showfenster). Nach der "Befreiung" West-Berlins ging er
in den Osten, um Ressortleiter Kultur beim einst so hoffnungsfrohen
Radio Brandenburg (ORB) zu werden, wanderte aber nach Nordfriesland aus.
Er ist u.a. Autor des Buches West-Berlin - Westberlin - Berlin(West) !
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