Ein Bericht von Andreas Dorfmann in "Der Abend" 13.10.1980:
Viele tausend Jugendliche in unserer Stadt hören täglich den RIAS-Treffpunkt. Zwischen 16 und 18 Uhr werden sie über RIAS II mit aktuellen Berichten und heißen Rock- oder Discoscheiben von den verschiedenen Moderatoren versorgt. An fünf Tagen in der Woche läuft der Treffpunkt ganz normal über den Äther. Seriöse An- und Absagen, Berichtankündigungen und die Platten werden für Tonbandfreunde ausgespielt. Vielleicht kommt noch der eine oder andere Anruferin der Sende-Regie an. Ganz anders ist es am Montag: Immer wenn am ersten Arbeitstag der Woche der Berliner Plattenproduzent und Textautor Gregor Rottschalk am Mikrofon sitzt, klingeln im RIAS-Funkhaus die Telefone heiß. Anlass dafür sind die kessen oder albernen Sprüche, die Gregor Rottschalk auf die laufenden Platten plaudert. Über diese beim RIAS Berlineinmalige Art Sendung zu machen, gibt es bei den RIAS-Hörern zwei sehr gespaltene Lager. Viele lieben und loben ihren Gregor, andere schimpfen und fluchen über ihn. Aber das ist dem Rundfunk-Profi egal: "Ich bin doch schließlich kein Roboter, der links und rechts Plattenspieler bedient und nicht sprechen kann.Wenn es mir zu viel wird, dann sage ich diesen Stimmungstötern die Meinung." Was er nicht versteht, ist die Ignoranz mancher Rundfunk Hörer. "Wenn wir alle ein bisschen netter zueinander wären und ein bisschen Kindlichkeit behalten würden, dann wäre es viel schöner und einfacher auf der Welt".
Deshalb hasst Gregor Rottschalk auch Geld: "Geld kann viele Freundschaften und andere schöne Dinge zerstören," Sein Rat: "Die Leute sollen nicht alles so ernst nehmen, ich selber nehme mich ja auch nicht ernst!" Aber auch bei Rottschalk gibt es Momente, wo er sich zurückzieht und besinnlich wird. "Ich kann ja nicht immer den Verrückten vom Dienst spielen."
Rundfunk machte er übrigens schon seit zwölf Jahren. "aber nur aus Spaß an der Freud'. Meine Hobbys heißen RIAS Berlin und Astrologie." Hauptberuflich ist Gregor Textautor. "Die Musik ist mein Lebensinhalt. Ich steh morgens mit Musik auf und geh mit ihr nachts schlafen." In seinem 24-Spur Tonstudio bastelt er manchmal über Wochen. "Mich fasziniert die Technik, vor allem ihre Möglichkeiten, die die Musik verschönern können."
Wenn Gregor das Radio einschaltet und den Kollegen beim RIAS und SFB zuhört, bekommt er oftmals eigene Werke zu Gehör. Von Marianne Rosenberg* bis Peter Maffay*, für viele Gruppen und Solisten hat er unter dem Pseudonym Christian Heilburg getextet. Damit nicht genug: Vor einigen Jahren landete Gregor mit einer von ihm selbst besungenen Schallplatte auf dem ersten Platz in der SFB-Hitparade "Hey Music!". Auch für die nächsten Jahre hat der 35 jährige Nichtraucher wieder neue Gesangspläne: "Ich möchte eine Platte mit Texten produzieren, die über Lebenserfahrungen eines Mannes in meinem Alter berichten."
Nachbemerkung: Gregor Rottschalk lebt in Malta/Berlin.
Seinen ersten RIAS-Treffpunkt moderierte Rottschalk bereits am 01.10.1968. Die von ihm produzierten Jingles und der Hitkeller kamen alle aus seinem eigenen 2 Millionen DM teurem Studio. Ein Privileg, denn die Wartezeit für eine RIAS Produktion betrug ca. 6 Wochen. Desweiteren konnte er als Moderator seine getexteten Songs etwas pushen, indem er sie in seinen Sendungen spielte. Das Synonym Christian Heilbug verwendete er weil der RIAS etwas dagegen hatte, das der Name Rottschalk auf Schallplatten/Produktionen auftauchte. Außerdem produzierte er bereits 1987 für DDR Sänger, was geheim bleiben sollte.
Rottschalk, übrigens ein sehr umgänglicher Typ, war zu RIAS Zeiten einer der bestbeschäftigten Moderatoren und er pflegt auch 30 Jahre nach dem RIAS Ende den Umgang mit seinen einstigen Fans noch. Sendungen wie "Berlin Charts", "Musik die aus dem Regen kommt", "Musik nach der Schule", "RIAS Treffpunkt", "Treffpunkt Popshow", "Schlagerkassette" und viele andere Sendungen wurden zu seinem Markenzeichen.
www.rias-berlin.com schreibt: "Ein ganz grosser einprägsamer Wurf gelang ihm mit "Musik nach der Schule" (RIAS1+ rias2 ) und der Monstersendung "Berlin Charts" (rias2). Diese beiden Sendungen waren Formate, die vor allem die Jugendlichen in den 80er Jahren ansprachen. Nebenbei ist er auch verantwortlich für den Ohrwurm der damaligen Zeit ".... Jugendwelle rias2 auf neun vier drei ....". Diese Promo (selbst gesungen) wurde zu Beginn des Jugendfunkfensters ab 1982 auf der Frequenz 94,3MHz gespielt" und weiter ist zu lesen: "Die Ausstrahlung eines Jugendprogrammes auf rias 2 begann bereits in 1982 (man beachte die Anlehnung des Jingles an die damalige NDW-Zeit), also vor dem offiziellen ganztägigen Programmumbau in 1985.
Im September 1989 endete dann abrupt seine Arbeit für RIAS-Berlin , er schrieb und produzierte für Harald Juhnke den Longplayer "Barfuß oder Lackschuh", ging zum Privatradio Hundert,6 und sendete dann von dort die "Berlin-Charts". Und schließlich gründete er mit anderen Radioleuten einen weiteren Berlin-Sender: JFK 98,2 (Berlins ersten Soft Hit Sender) Er verkaufte seine Gesellschafter-Anteile nach zwei Jahren und zog nach Dublin. "
Wie die "Super-Illu" im Beitrag "Ein RIAS-Moderator schrieb Zieglers Text" ihrer Ausgabe Nr. 03/2006 vom 12.01.2006 veröffentlichte, "...dass der bekannte Gregor Rottschalk (60, 'RIAS Berlin-Charts - Die Monstersendung') Wolfgang Zieglers Hit 1987 schrieb. Das musste damals unter strenger Geheimhaltung bleiben. Auf dem "DDR"-Album steht ebenfalls das Synonym Christian Heilburg."Das Ende im RIAS: Gregor Rottschalk bekam zu verstehen das er nicht mehr in's Sendekonzept passt, er sei zu individuell. Übrigens ein Schicksal das einige mit ihm teilen mußten.
Dan Richter beschreibt seine Radiobegegnung mit Rottschalk so: Wir bedienten uns bei RIAS II und SFB II, wobei es genau zwischen den Moderatoren zu unterscheiden galt. Die angesagtesten Hits liefen bei "Musik nach der Schule". Schüler riefen beim RIAS an und durften sich was wünschen. Wir rannten dienstags 13.45 Uhr nach Hause und saßen erwartungsvoll vor den Kassettenrecordern. "Ja, hier ist Nina aus Reinickendorf. Ich wünsche mir ‚Licht aus‘ von ‚NICHTS‘ und grüße Mucki und Scholle und alle, die mich kennen." – "Okidoki – hier kommt NICHTS für Nina, Mucki und Scholle." – RECORD-Taste! Verdammt, wieder mal hatte Gregor Rottschalk auf die ersten drei Sekunden raufgequatscht. Na, vielleicht wurde die Aufnahme trotzdem noch was. "Bitte, Gregor, bitte, das ist so ein kurzes Lied, spiel’s aus, spiel’s aus!", flehte ich vor meinem Anett-Rekorder den unsichtbaren Moderator an. "NICHTS, das ist nichts!" blödelte er auf die letzten Takte des Stückes, während ich hektisch und resigniert das Band zurücklaufen ließ, bereit für die nächste Rottschalk-Enttäuschung. Schließlich war Kassettenband teuer. Manchmal überlegte ich mir, dass die Westberliner Jugendlichen nicht viel besser dran waren. Sie hatten all die schönen Platten vor Augen, aber kaum das Geld, sich alle neuen Singles zu kaufen. Wahrscheinlich hockten auch sie vor ihren Recordern, nur hatten sie immerhin billige BASF-Kassetten, während wir für 60 Minuten des wertvollen ORWO-Bandes unser Monatstaschengeld von 20 Mark berappen mussten."
Nachfolgend berichtete meine ehemalige Partnerseite über Gregor
Rottschalk
Multitalent Rottschalk war zunächst Moderator und Gestalter vom
RIAS-Treffpunkt. Durch seine Art der Moderation, dem fairen und
aufgeschlossenem Umgang mit den Hörern, gehörte er zu den
Charakter-Köpfen und Sympathieträgern des Senders.
"Musik die aus dem Regen kommt" (1982)
Neben der Rundfunkarbeit, die er Ende der 60er Jahre beim RIAS
Berlin begann, war/ist er Musikproduzent bzw. Songwriter. Er landete
zufällig mit "Ra-Ta-Ta" und der Berliner Studioformation "Rotation"
1970 seinen ersten Nummer 1 Hit in Frankreich. Dann ging es Schlag
auf Schlag: Bekannte Namen für seine Arbeit waren in den 70er Jahren
u.a. auch Marianne Rosenberg. ( Er gehört zu mir, Ich bin wie Du,
Lieder der Nacht , Marleen), Peter Maffay ( Und es war Sommer ,
Samstag Abend in unserer Straße, Josie) . Er produzierte
beispielsweise auch den Longplayer "CLUB18 - Jazz für Alle", die es
in Ausschnitten auf der "John Hendrik -Seite" der RIAS-BERLIN.COMmunity
zum Reinhören gibt.
Ein ganz grosser einprägsamer Wurf gelang ihm mit "Musik nach der
Schule" (RIAS1+ rias2 ) und der Monstersendung "Berlin Charts"
(rias2). Diese beiden Sendungen waren Formate, die vor allem die
Jugendlichen in den 80er Jahren ansprachen. Nebenbei ist er auch
verantwortlich für den Ohrwurm der damaligen Zeit ".... Jugendwelle
rias2 auf neun vier drei ....". Diese Promo (selbst gesungen) wurde
zu Beginn des Jugendfunkfensters ab 1982 auf der Frequenz 94,3MHz
gespielt und hören kann man sie u.a. hier . Die Ausstrahlung eines
Jugend- programmes auf rias 2 begann bereits in 1982 (man beachte
die Anlehnung des Jingles an die damalige NDW-Zeit), also vor dem
offiziellen ganztägigen Programmumbau in 1985. Im September 1989
endete dann abrupt seine Arbeit für RIAS-Berlin , er schrieb und
produzierte für Harald Juhnke den Longplayer "Barfuß oder
Lackschuh", ging zum Privatradio Hundert,6 und sendete dann von dort
die "Berlin-Charts". Und schließlich gründete er mit anderen
Radioleuten einen weiteren Berlin-Sender: JFK 98,2 (Berlins ersten
Soft Hit Sender) Er verkaufte seine Gesellschafter-Anteile nach zwei
Jahren und zog nach Dublin. Dann verliert sich die Spur von Gregor,
zumindest was den Rundfunk angeht.
Neue Aufgabe, neues Glück. Aus der Zusammenarbeit mit Peter Maffay
und Rolf Zukowski entstand die Kunstfigur "TABALUGA", die seit 1983
äusserst erfolgreich im Segment Kinderprogramm läuft. Wer kennt
nicht den kleinen grünen Drachen und den böse nörgelnden Schneemann
? Mehr Input zu Tabaluga siehe hier oder im Kinderprogramm des ZDF.
Auch wenn Gregor Rottschalk zur Zeit nicht mehr stimmlich in
Erscheinung tritt, er ist nach wie vor erfolgreich und
vielbeschäftigt unterwegs. Pendelt - so hört man - laufend
zwischen Dublin und Mallorca (dort wurde gerade die Arbeit an der
neuen Tabaluga CD beendet), was seine derzeitige Zurückhaltung bei
EMail-Anfragen erklären dürfte.
Dank an Gregor, Andreas, Dietrich, Klaus, Ofer, Lutz & Alex für die
inhaltliche Unterstützung zur Erstellung dieser Seite !
Als Audiobeispiel ist u.a. beigefügt ein "Remake" der letzten
"Berlin Charts" auf rias2 von September 1989. Neben der
Originalmoderation bekommt man einen guten Eindruck der Sounds von
damals. Alle Musiktitel sind gekürzt. Ferner ist zu hören ein
Ausschnitt der 100. Sendung "Musik nach der Schule" vom 30.11.1982.
Gregor im Livegespräch mit Hörern, die ihn gehörig auf den "Arm"
nehmen ... Ausserdem dabei ein weiterer Jingle aus Gregors
Produktion, die weibliche Singstimme gehört Kristi Kara (einem
NDW-Sternchen von damals).
Musik die aus dem Regen kommt
(Eine musikalische Collage von Gregor Rottschalk)
Gesendet im RIAS-Treffpunkt, Herbst 1982 / Wdhl. 06.12.1982
... Es war ein regennasser Tag und ab 16:00 Uhr stand der Treffpunkt
an. Ich saß in meinem Studio in der Landauer Straße und überlegte
mir, was ich an diesem Nachmittag wohl anstellen könnte... Vor
mir lagen Scheiben von Pink Flloyd und Antonio Vivaldi . Also begann
ich ein wenig zu mischen, Sounds auszusuchen, die mit Regen,
Sturm und Gewitter zu tun hatten, und ehe ich mich versah, war die
Zeit verstrichen, ich hatte mal gerade 12 Minuten zusammengemixt und
musste mich höllisch sputen, um in den Sender zu kommen, (Mit
Überfahren von roten Ampeln konnte ich das in 5 Minuten zur
Kufsteiner Straße schaffen) Den Rest der Platten hatte ich in meinem
Koffer, der Toning konnte während des Bildungsprogramms, das immer
vor dem Treffpunkt lief, ein paar Effekte, wie Hall und Echo mit mir
ausprobieren und dann ging es los! Frag mich nicht wie !
DJs wie heute gab es noch nicht und die Technik live zu fahren wie
heute in Diskotheken, war unbekannt (jedenfalls in good old
Germany) Aber ich konnte damals schon recht gut mit meinen beiden
Turntables umgehen ( Profi-Maschinen von EMT). Schon während der
Sendung wurde die Telefonzentrale im RIAS mit Anfragen bombardiert,
wo es denn die Platte gäbe und wie sie hieße, das konnte natürlich
niemand beantworten, und während der Sendung wollte ich mich auch
dazu nicht äußern. Ich musste mich darauf konzentrieren, pünktlich
zum Schluss zu kommen, der Sport war unerbittlich und ein Überziehen
der Sendezeit war damals undenkbar. Das klappte dann ja auch ganz
gut.
Am nächsten Morgen gab es dann in der großen Konferenz ein dickes
Lob vom Programmdirektor Herbert Kundler, der auch geglaubt hatte,
die Sendung sei eine Vorproduktion gewesen. Mich sprachen ziemlich
viele Leute auf den "Vorfall" an, auch einige Senderbetreuer von
Plattenfirmen, die mir den Rat gaben, das Ding auf den Markt zu
bringen. Compilations waren in dieser Art damals unbekannt und
wurden aus Lizenzrechtlichen Gründen abgelehnt. So verlief die Sache
im Sand, und ich glaube, ich war meiner Zeit mal wieder ein Stück
voraus. Aber ich will mich nicht beschweren: Die Musik, die aus dem
Regen kam, war nachträglich gesehen ein (kleines ) Highlight in
meiner Rundfunkgeschichte, und ich freue mich darauf , sie wieder
hören zu können. Ich bin auf jeden Fall gespannt wie ein Flitzbogen!
http://www.wwwagner.tv/?p=19718
Interview im Radio Teddy
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